06.03.2012
kicker Abpfiff - März 2012
Kolumne im kicker vom 05. März 2012

Bundes-Theo, auch genannt Mayer-Vorfelder der Herzen, geht endgültig.
Er geht, obwohl ihn niemand beim DFB vom Bleiben abhalten wollte. Und wenn MV himself im Fachblatt kicker den Abschied des größten DFB-Präsidenten aller Zeiten bedauert, wird jedem klar: Deutschland kann auf Thomas Gottschalk in der ARD verzichten, aber nicht auf Zwanziger als Alleinunterhalter der Nation. Denn getreu seinem Lebensmotto (Theo gegen den Rest der Welt) schaffte es niemand so spielend wie Zwanziger, zwecks Volksbelustigung sich mit Freund und Freund anzulegen, weil er für seine Feinde gar keine Zeit mehr hatte.
Und so trauern natürlich vor allem seine direkten Mitstreiter um eine Führungsperson, der allzu Vertrauliches lieber zuallererst der BILD-Zeitung mitteilte, um die Diskretion und Vertrauensbasis nicht unnötig zu gefährden.

Beliebt ist und war Zwanziger auch, weil er den DFB nie für eigene Zwecke missbrauchen würde wie beispielsweise die Kanzlerin einen gewissen Christian Wulff. Niemand kann und will sich vorstellen, dass zur 150-Jahr-Feier des Altendiezer Fußballvereins Nationalspieler auftauchen, bloß weil es sich hierbei um Theos Heimatklub handelt. Und man mag sich auch gar nicht die Frage stellen, wie motiviert ein Jogi Löw in Zukunft sein wird. Seine ganze Energie bezog der Bundestrainer bis dato aus den Deadlines, die ihm Zwanziger so gern setzte. Ganz abgesehen davon, dass Jogi Löw seine eigene Meinung bei wichtigen Themen erst von Zwanziger erfuhr. Sollte Niersbach nicht auch bald Löw mit einem saftigen Ultimatum konfrontieren, dürfte sich der DFB bald nach einem neuen Trainer umschauen dürfen.

Besonders beeindruckend an Zwanziger ist zudem das Visionäre oder gar Prophetische. Als kein Anwalt und/oder Richter dieser Welt auch nur annähernd eine Ahnung über die Fakten im Fall Amerell/Kempter hatte, war sich der Ex-DFB-Präsident in spe völlig im Klaren, wie alles gelaufen ist und auch laufen wird. So viel Respekt vor Rechtsstaatlichkeit kann nur ein honoriger Top-Jurist wie Theo haben.
Und drum musste er sich nie korrigieren. Nicht nur deshalb gebühren ihm der große Zapfenstreich und ein solider Ehrensold nach seiner Verabschiedung. Immerhin hat er während seiner gesamten Amtszeit nie einen Privatkredit aufgenommen. Und es ist auch nicht bekannt, dass er irgendwelche Mailboxen mit Lobhudeleien vollbrüllte.
Nun heißt es:
Abpfiff für Theo Zwanziger. Er hat tolle Arbeit geleistet. Er sollte zum Abschied nochmal gemütlich duschen in der DFB-Kabine. Und wenn er Glück hat, besucht ihn beim Abtrocknen Angela Merkel mit ihrem Lieblingsfotografen. Das hat sie extra schon mal mit Özil geprobt.

Zurück