01.09.2014
kicker Abpfiff - September 2014
Kolumne im kicker vom 01. September 2014

Die deutsche Bildungsmisere hat die Bundesliga erreicht. Etlichen Ligatrainern wird mittlerweile eine eigene Handschrift abgesprochen. Und bei so manch einem Coach, dem von Fachleuten (gibt es glücklicherweise millionenfach) eine Handschrift bescheinigt wird, ist es scheinbar eine fehlerhafte. Wenn nicht gar die falsche. Das fällt zu Saisonbeginn besonders deutlich auf. Jens Keller könnte darüber ein ganzes Buch schreiben. Wenn er jemanden hätte, der an seiner Statt die Gedanken handschriftlich fixiert. Fehlt nur noch, dass er seine Grundschulnoten in den Fächern Lesen und Schreiben vorlegen muss, um für vorübergehende (also bis zum folgenden Dienstag währende) Ruhe zu sorgen. Annähernd hart trifft es Bayern-Trainer Guardiola. Dessen Handschrift ist zwar nachweislich vorhanden, doch scheinbar dämmert es etlichen Zeitzeugen jetzt erst, dass es sich in Peps Fall um die katalanische Handschrift handelt. Was natürlich Fragezeichen aufwirft. Zusätzlich verkompliziert wird der Sachverhalt dadurch, dass es im Spanischen sogar umgedrehte Fragezeichen gibt. Folgerichtig kommt so manchem Bayern-Experten derzeit einiges Spanisch vor an der Säbener Straße. Womit natürlich der Name Xabi Alonso ins Spiel kommt. Warum schreibt sich dieser eigentlich nicht Xavi wie die berühmte Ein-Mann-Ballstafette des FC Barcelona? Liegt hier etwa auch ein handschriftlicher Fehler vor? Wenn ja, ist das der Grund für die läppische Ablösesumme? Nur so mal zum Vergleich: als Real Madrid gewahr wurde, dass die Champions League mit einem Mesut Özil nicht gewonnen werden kann, wurde er für 50 Millionen abgeschoben. Zehn Millionen für Alonso könnten da glatt als Abwrackprämie durchgehen.
Nur hat Xabi Alonso eben die Champions League gewonnen. Und weil die Bayern Selbiges in dieser Saison vorhaben, haben sie ihn geholt. Kroos hingegen durfte seinen Spind räumen. Weil seine Handschrift nur funktioniert, wenn sie zeitgleich auf die schwächste brasilianische Nationalmannschaft aller Zeiten trifft. Wäre hingegen Argentinien Weltmeister geworden, hätte der Titel auch die Handschrift von Kroos getragen. Immerhin hätte sich dann Torschütze Higuaín für die Vorlage bei Kroos bedanken können. Pep mag sich daher denken: In den großen Finalspielen dreht Xabi Alonso auf und Kroos eher ab. Die besondere Würze im Bayern-Spiel soll hingegen von Scholl junior und Gaudino junior kommen. Pep bringt ihnen derzeit sozusagen das Schreiben bei.
Doch die Zeit drängt. International steht eine knüppelharte Gruppenphase an. National formiert sich in Bayer Leverkusen ein formidabler Gegner. Warum? Weil der neue Trainer Roger Schmidt eine spektakuläre Handschrift hat. Und Bayer erfreut sich einer Schönschreibwelle.

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