Wenn RB Leipzig als Tabellenführer der Bundesliga zum Auswärtsspiel
bei einem tabellentechnisch mittelprächtigen Verein wie Manchester
United antritt, ist die Erwartungshaltung klar: Alles andere als ein
klarer Leipziger Sieg wäre ein Beleg für Schiebung seitens der
Wettmafia. Wenn aber – wie leider geschehen – die Rasenballer gleich
mit 0:5 untergehen, kann es weder am Schiedsrichter noch am Platzwart
gelegen haben. Woher kommt diese Verunsicherung eines deutschen
Spitzenteams? Und ist es wirklich Zufall, dass parallel dazu Borussia
Mönchengladbach bis kurz nach Abpfiff noch 2:0 führt gegen ein
konfuses Real Madrid, nur um dann kurz nach der Pressekonferenz noch
den Ausgleich hinzunehmen? Rein sportlich lassen sich solche Phänomene
nicht erklären. Irgendwas muss sich also in die Psyche deutscher
Spitzenvereine geschlichen haben. Sowohl die Dosenballer als auch die
Borussen haben kluge Leute im Management. Und diese Manager platzten
zu Wochenbeginn mit einer Horrorbotschaft in die Kabine: Christian
Seifert schmeißt hin! Der DFL-Chef, der seit 15 Jahren dafür sorgt,
dass automatisch immer mehr Geld in die Kassen der Profivereine kommt.
Dass Seifert keinen Bock mehr auf Fußball hat, ist ein Fanal. Denn er
war in seinen Jahren an der DFL-Spitze auch stets eine Art Barometer
für den Zustand der Bundesliga. Und Seifert hat ein ausgeprägtes
Gespür dafür, wann der Drops gelutscht oder die Luft aus dem Ball raus
ist. Bevor Seifert zur DFL kam, war er nämlich Vorstandsvorsitzender
bei KarstadtQuelle. Den Job hat er nur ein Jahr gemacht. Weil er
schnell gesehen hat: Der Laden ist im Eimer – und der Eimer selber ist
auch schon sehr löchrig. Und heute? Beim nächsten Fernsehvertrag
werden viele Tränen fließen. Optimisten schätzen: Er wird deutlich
niedriger dotiert sein. Pessimisten befürchten: Die Bundesligisten
müssen den TV-Sendern eine Schutzgebühr zahlen für die
Übertragungsrechte. Wenn Seifert nun seinen Abschied verkündet, hat er
also schon mal ehrlich nachgerechnet. Und festgestellt: Bald ist die
ganze Bundesliga finanziell da, wo Schalke heute schon ist. Quasi back
to the roots. Traditionalisten werden jubeln: Das Comeback von Peter
Neururer rückt immer näher.