Kolumnen

Wer den eigenen Augen traut, hält Eintracht Frankfurt definitiv für die Mannschaft der Stunde hierzulande. Nicht zuletzt durch das engagierte 1:1 gegen Chelsea in der Europa League präsentiert sich die Eintracht als echte Eintracht. Was Ajax Amsterdam in der Champions League, ist die SGE eine Etage drunter: Mit relativ wenig Etat ausgestattet, aber dafür mit viel Elan und einer Spielidee unterwegs.
Ajax und Eintracht sind gerne im Vorwärtsgang unterwegs und lassen sich nicht einschüchtern von großen Namen. Und noch etwas fällt auf:
Beide Teams sehen ihr Heil darin, weitestgehend auf deutsche Spieler zu verzichten. Die kleine teutonische Fraktion bei Frankfurt bildeten lediglich Kevin Trapp und Sebastian Rode. Und das sind wahrlich keine Auffüller, sondern tatsächlich Leistungsträger. Trapp war einst bei Paris St. Germain und Rode bei den Bayern und den Dortmunder Borussen.
Sie wollen also nicht noch mehr nationale Titel gewinnen, sondern endlich internationale. Daher die Rückkehr nach Frankfurt, wo sie Mitspieler aus aller Herren Länder haben. Und um die Nationalmannschaft machen Trapp und Rode auch einen großen Bogen.
Der Erfolg der Eintracht ist quasi ein Indiz dafür, dass bei der Nachwuchsarbeit beim DFB und in der DFL einiges im Argen liegt. Das könnte auch gesellschaftliche Gründe haben. Was sich früher einfach nur Jugend nannte, nennt sich heute Generation Y und Z. Soziologen zufolge haben junge Menschen mittlerweile weder Leistung noch Titel im Fokus, sondern eher die angenehmeren Aspekte des Lebens: Viel Freizeit, weniger Arbeit. Für den deutschen Fußball ist das fatal. Da wird in der Abwehr die Hilfe für den Mitspieler verweigert, weil das schon unter ungebührlicher Mehrarbeit läuft. Während die Nachspielzeit läuft, steht die Jugend schon unter der Dusche. Verlängerung oder gar Elfmeterschießen wird schon als Ausbeutung und/oder Psychoterror kriminalisiert. Richtig spannend wird es dann, wenn diese Generation auch noch die Funktionärsriege stellt. Dann ist es quasi nur noch eine Frage der Zeit, bis Juso-Chef Kevin Kühnert der neue DFB-Präsident wird. Als Erstes werden die Tore abgeschafft. Und statt Siegprämien gibt es das bedingungslose Grundeinkommen.