01.03.2021 13:41
kicker Abpfiff – März 2021

Kolumne im kicker vom 01.03.2021

 

Dank Corona sind Zeit und Raum längst durcheinandergeraten. Und selbst der Meterstab heißt mittlerweile mindestabstandbedingt Einskommafünfmeterstab. Daher darf es nicht verwundern, wenn erst im kommenden Sommer die Fußball-EM 2020 gespielt wird. Wird auch höchste Zeit, um dem DFB wieder einen Hauch von Relevanz zu verleihen. Der Dauerzoff im DFB-Präsidium mag ja für Pathologen und Freunde des Schlammcatchens interessant sein. Aber die Puristen unter den Fans treibt eher die Frage „Was macht eigentlich Jogi Löw seit dem 2018er WM-Desaster?“ um. Ein gewisses Interesse am Fußball ist dem Bundestrainer aber definitiv nicht abzusprechen. Ab und zu wird er sogar in Stadien gesichtet, obwohl Zuschauer nach wie vor verboten sind. Löw begibt sich also auf scheinbar moralisch fragwürdiges Terrain. Aber nicht aus Langeweile, sondern aus Verzweiflung. Stand heute bringt Jogi nämlich für die 2026er WM nur einen Acht-Mann-Kader zusammen. Weil schlicht der wettkampftaugliche Nachwuchs fehlt. Schon jetzt kennt die Mehrheit der Jugendlichen Fußball nur als Computerspiel. Im Optimalfall schaffen es die Gleichstellungsbeauftragten der Bundesländer bis 2026, auf dem Klageweg eine paritätische Besetzung von Teams durchzusetzen. Aus einer Mannschaft würde dann eine MannFrauschaft. Bestehend aus sechs Männern und fünf Frauen (in Schaltjahren umgekehrt). Von so einer Regelung würde übrigens der FC Bayern jetzt schon profitieren. So stehen die Bayern-Damen analog zu den Herren zwar auf Platz eins in der Tabelle. Doch haben sie a) nur Siege und b) lediglich zwei Gegentore aufzuweisen. Davon können die Männer nur träumen. Noch dazu haben die Defensiv-Damen Namen wie Donhauser und Wenninger. Im Gegensatz zu Abwehrrecken wie Pavard oder Alaba wären sie somit für den DFB interessant. Und damit zurück zu Löw: Er hat einen Königsweg gefunden. Jogi wirbt nun anderen Nationen die Spieler ab. Sein jüngster Coup: Aus dem englischen Junioren-Nationalspieler Jamal Musiala wird ein deutscher Nationalspieler. Und auch der FC Bayern hat viel vor mit dem Offensivtalent. Wenn der junge Mann jetzt noch lernt, seinen Hallodri-Kollegen in der FCB-Abwehr auszuhelfen… Aber das ist ein ganz anderes Thema.  

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