06.03.2013
kicker Abpfiff - März 2013
Kolumne im kicker vom 04. März 2013

Eines muss man Borussia Dortmund lassen: Auch wenn in dieser Saison außerhalb der Champions League alles ein bisschen zäh läuft, wird beim Meister weder rumgejammert noch die Schuld bei anderen gesucht. Im Gegenteil, selbst um die Probleme beim FC Bayern machen sich die Schwarzgelben Gedanken. Daran sieht man, wie anständig es im deutschen Spitzenfußball zugeht. Während in Spanien ein Madrilene womöglich alles Ungute dieser Welt den Messis und Xavis wünscht, quält einen Jürgen Klopp seit dem Pokal-Aus eine nicht unwichtige Frage: Was soll bloß aus Mario Gomez und Arjen Robben werden? Diese beiden Topstars spielen bei Bayern mal die zweite Geige, mal das vierte Klavier. Aber so richtig ran dürfen sie nur, wenn ein Müller oder Mand?ukić unpässlich ist. Oder zumindest eine Pause braucht. Das geht einem Gomez natürlich gegen den Strich und einem Robben gehörig auf den Geist. Mental so negativ aufgeladen, darf man sich dann natürlich nicht wundern, wenn ein Robben sich wieder mal verletzt oder ein wichtiges Tor schießt. Beides ist logischerweise eine Katastrophe.
Ersteres für die Bayern, Letzteres für die Dortmunder. Wie eben unlängst im Pokal geschehen.

Dass sich Klopp so tiefgründig mit vereinsfremden Fußballern beschäftigt, hat seinen guten Grund. Sein Team ist einfach intakt. Die Borussen spielen wie aus einem Guss. Da sind entweder alle gut drauf oder die gesamte Elf präsentiert sich geschlossen suboptimal. Das ist nur möglich, wenn die Strukturen und Hierarchien im Verein stimmig sind. Und wenn Neid und Missgunst Fremdwörter sind. Für einen Trainer gibt es da nicht mehr viel zu tun. Und was soll sich der Übungsleiter auch groß mit einem Lewandowski beschäftigen, der sich innerlich längst verabschiedet hat? Zumal dieser großartige Stürmer ohnehin immer Leistung bringt. Selbst wenn er mal das Tor verfehlt, wird er selber präzise getroffen beziehungsweise umgetreten von einem Martínez. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass der Wechsel von Lewandowski nach München in trockenen Tüchern ist. Denn wenn er von den Bayern selber spielunfähig gemacht wird, kann er sich nicht anderweitig sinnlos verletzen. Womöglich beim Versuch, den Bayern den Abend zu vermiesen. Und von einem 40-Millionen-Mann umgenietet zu werden ist im Prinzip die höchste Auszeichnung im deutschen Fußball.

Analog zu Klopp sollte sich aber jetzt mal Jupp Heynckes auch Gedanken über diverse Personalien bei Dortmund machen. Perspektivisch gesehen haben ja auch die Bayern nichts davon, wenn es bei einem 17-Punkte-Abstand bleibt. Da wird den Bayern auch nur fad. Vor allem wissen sie: Nur wenn sie in der Liga Champions League-Spiele haben, werden sie die Königsklasse wirklich mal gewinnen.

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