06.07.2020 23:20
kicker Abpfiff – Juli 2020 
Kolumne im kicker vom 06.07.2020

Sollte Deutschland jemals einen neuen Wirtschaftsminister brauchen, kommt nur einer in Frage: DFL-Geschäftsführer Seifert! Was wurde dem Mann im April alles unterstellt: Von Größenwahn bis Geldgier war so ziemlich alles dabei. Doch zu den Reichen und Schönen wollte Seifert nie gehören. Das widerspricht seinem Naturell. Immerhin kam er damals von Karstadt zur DFL. Glamour hält er für ein Anti-Schuppen-Shampoo.

Nein, Christian Seifert gibt im besten Sinne einen Apparatschik, der die Bundesliga am Leben halten will. So wie ein Clemens Tönnies ja auch immer nur für sein Schalke und seine Fleischfabrik da war. Jetzt hat sich rausgestellt: Schalke gehört gar nicht ihm, sondern ist ein e.V. Und die TV-Rechte für seine Fleischfabrik bringen kein Geld. 

Seifert hatte es da leichter: Er musste nur schauen, dass das Bundesligapersonal hygienischer untergebracht ist als das Tönnies-Personal. Hat geklappt. Sollte die neue Saison auch unter Corona-Bedingungen als hermetisch abgeriegelte Quarantäne-Veranstaltung beginnen, sollte Seifert jedem Trainer eine Zahnpasta überreichen. Damit nicht wieder ein Trainer (wie beim FC Augsburg) ausbüxen muss, um sich klammheimlich im Drogeriemarkt einzudecken. Daran sieht man, wie sehr sich der Fußball gewandelt hat: 

Früher sind Spieler um Mitternacht übers Dachfenster abgehauen, um die Kneipenlandschaft unsicher zu machen. Heutzutage gilt als Hallodri, wer sich um Dentalhygiene Gedanken macht.

Auf dem Zahnfleisch kommt bekanntlich Schalke daher. Und das hat dieser Verein nicht verdient. Dementsprechend wird jetzt an sozial aufrichtige Spieler adressiert:  Die Gehaltsobergrenze liegt bei 2,5 Millionen Euro. Das ist mal eine klare Ansage. Daher sollten die anderen Bundesligisten Gehaltsuntergrenzen festlegen, damit Schalke nicht mit der Konkurrenz mitpokern muss bei Transfers. Uli Hoeneß hat schon seine Solidarität mit Tönnies bekundet. Es ist kein Zufall, dass der FC Bayern jetzt den Ex-Schalker Sané für kleines Geld gekauft hat. 

Sonst hätte sich womöglich ein direkter Schalke-Konkurrent in Zeiten fallender Preise Sané leisten können. Die Bundesliga braucht Schalke. 

Und Hoeneß hatte immer schon ein Gespür dafür, wann es um die Wurst geht.

Zurück