02.07.2018 10:31
kicker Abpfiff - Juli 2018
Kolumne im kicker vom 02. Juli 2018
Jede DFB-Mannschaft will was Eigenes schaffen. Die 54er Weltmeister holten den allerersten Titel für Deutschland. Die 2014er waren die erste Multikulti-Truppe. Da war die Luft für die aktuelle WM-Truppe von Haus aus dünn. Statistiken wurden gewälzt im DFB-Präsidium. Und siehe da: Eigentlich war klar, dass nichts die Nation so bewegen würde wie ein Vorrunden-Aus. Dachte man zumindest. Doch welche Feststellung machte Toni Kroos nach dem Sieg gegen Schweden? Die Leute in Deutschland würden sich irgendwie über ein frühes Ausscheiden freuen und diesen Gefallen wolle ihnen die Elf nicht machen. Aber irgendwie wollte man am Ende des Tages doch lieber die Nation zu Hause erfreuen und entschied sich für die zeitige Heimreise. Die Unterkunft war sowieso nicht mondän genug.
Südkorea als letzter Gruppengegner war höchst undankbar. Denn die Koreaner waren schon ausgeschieden. Sie hatten nichts zu verlieren. Da lässt es sich locker aufspielen gegen einen Gegner, der vor lauter Begeisterung höchst umständlich agierte. Im Fokus steht nun Trainer Löw. Der hat nämlich mit seiner jeweiligen Anfangsformation gezeigt, wohin die Reise gehen soll. Gegen Schweden verzichtete er auf Khedira und Özil. Heraus sprang ein Sieg. Wenn Löw allerdings im Alles-oder-nichts-Spiel gegen Südkorea dann doch wieder mit diesen beiden Strategen agieren wollte, bewies er: Er tendiert weniger zum „Alles“, aber dafür umso intensiver zum „oder nichts“.
Dass der DFB generell mit massiven Defiziten das Unternehmen WM antrat, war dem seltsamen Motto Zsmmn zu entnehmen. Wer als amtierender Weltmeister nicht mal die nötigen Vokale auftreiben kann, sollte erst mal in sich gehen. Dass beim Training gerne mal die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde, ist jetzt allerdings nachvollziehbar. Wer so träge spielen will, muss das auch entsprechend trainieren. Sollte sich dabei aber nicht erwischen lassen. Denn dann lässt der Gegner seine schnellsten Spieler von Haus aus draußen, um nicht in deutsche Anti-Konter reinzulaufen. Und dennoch hat Deutschland in der Vorrunde öfter aufs Tor geschossen als alle anderen. Und ist trotzdem raus. Da sollte sich mal die FIFA ernsthaft fragen:
Steht das Tor wirklich an der richtigen Stelle?
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