01.02.2021 13:05
kicker Abpfiff – Februar 2021
Wenn Hertha Messi holt...
Kolumne im kicker vom 01.02.2021

 

Kurzfristige Verbindlichkeiten – das klingt schon irgendwie nach: Naja, das darf man jetzt nicht überdramatisieren. Umso erstaunlicher war letzte Woche der Panikmodus der Presse, als es um den Schuldenstand des FC Barcelona ging. Insgesamt soll der Verein 1200 Millionen Schulden haben. Davon knapp 800 Millionen kurzfristig. Im Ernst: So viel Cash verbrennt die Lufthansa seit Monaten jede Stunde, wenn nicht gar jeden Monat. Was soll also diese Aufregung? Wer in Europa Geld oder neue Kredite braucht, muss sich lediglich bei einer Vollkaskogesellschaft namens Europäische Zentralbank melden. Die EZB kauft seit Jahren so ziemlich jeden Schrott auf, der sich offiziell „Anleihe“ nennt. Eine Barcelona-Anleihe hat nach Einschätzung von Kapitalmarktlegenden wie Jürgen Klinsmann sogar bessere Chancen als eine Hertha-Anleihe. Außerdem bekommt Lionel Messi ungefähr hundert Millionen pro Jahr. Einfach so fürs Fußballspielen. Nach klassischem Dreisatz und abgezinst sind die Schulden der Katalanen nichts anderes als Guthaben auf dem Konto von Messi. Und solange das Geld in der Familie bleibt, ist die Welt in Ordnung. Dazu steht Barca derzeit auf Rang drei in der spanischen Liga. Für diese Platzierung in der Bundesliga würde Hertha-Investor Windhorst sicher die eine oder andere Milliarde locker machen. Weil Windhorst in weiser Voraussicht eigentlich kaum eigenes Geld mitbringen dürfte bei seinen Investments. Aber er braucht jetzt selber zusätzliches Geld (Stichwort „kurzfristige Verbindlichkeiten“), um sich nicht nur mit dem teuer erkauften Abstiegskampf abzufinden. Sondern um auch noch Trainer Labbadia und Manager Preetz abzufinden. Definitiv uninformierte Quellen behaupten steif und fest, der FC Barcelona würde nun hoffen, dass Windhorst Messi nach Berlin holt für 800 Millionen. Damit würde in Barcelona – Stichwort „kurzfristige Verbindlichkeiten“ – wieder Ruhe einkehren. Dieser Plan hätte aber nur funktioniert, wenn das Traumduo Labbadia/Preetz sofort nach Chelsea transferiert worden wäre. Dies zerschlug sich in dem Moment, in dem alle Chelsea-Spieler einstimmig beschlossen: Sie wollen in der Premier League bleiben. Und Thomas Tuchel wollte nicht zu Hertha. Warum auch immer.


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