03.02.2020 16:17
kicker Abpfiff - Februar 2020
Kolumne im kicker vom 03. Februar 2020

Der Spitzenfußball ist dermaßen komplex geworden, dass nichts mehr dem Zufall überlassen werden darf. Die meisten Aspekte sind allerdings ausgereizt. Ob das nun die Ernährung betrifft oder die Trainingsmethoden. Die Athletik hat dadurch ein unglaubliches Niveau erreicht. Mehr als die Hälfte der Bundesligaprofis ist schon in der Lage, ab und zu auch mal zwei Spiele in der Woche ohne Unterzuckerung oder Übersäuerung zu überstehen. Eishockeyprofis, die lediglich acht Spiele pro Woche und 16 Trainingseinheiten zu bewältigen haben, staunen ob dieser beeindruckenden Belastbarkeit ihrer Fußballerkollegen.
Es sind also nur noch Nuancen, an denen gefeilt werden kann. Und genau das macht im Eifer des Gefechts den Unterschied aus. RB Leipzig setzt auch in diesen Belangen die Standards in der Liga. Durch die Formel 1-Erfahrung des Vereinseigentümers ist da natürlich vor allem die Aerodynamik ein Feld, auf dem man sich von der Konkurrenz absetzen kann.
Andererseits wird durch die flexiblen Spielsysteme auch die Kopfarbeit immer mehr in den Fokus gerückt. Und wer eins und eins zusammenzählen kann, landet bei Aerodynamik in Tateinheit mit Kopfarbeit zwangsläufig bei der Frisur. Und wer die Akribie kennt, mit der bei RB Leipzig lauter Spezialisten agieren, wird sich über den genialen Schachzug kaum wundern: vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt ließen die RB-Spieler einen sündteuren Star-Figaro aus London einfliegen, damit die Scheitel auch im Windkanal überzeugen. Wer das für dekadenten Humbug hält, zumal ja das Spiel auch sang- und klanglos versemmelt wurde, denkt zu kurz. Versagt hat einzig der Friseur. Der hatte nämlich aus Versehen das Heimspiel-Haarspray eingepackt. Damit ist nur permanentes Offensivspiel möglich – aber die auswärts notwendige Schubumkehr beim Kontern war de facto nicht machbar. Ralf Rangnick, der sich Head of Alles nennt und damit auch der Frisurbeauftragte bei RB sein müsste, hat sich im Nachgang leider komplett im Ton vergriffen. Meinte doch der Gesamtverantwortliche allen Ernstes, der Weg zum goldenen Steak sei so nicht mehr weit. Dabei weiß in Zeiten von Klimawandel jeder Kreisligakicker: ein Rind produziert deutlich mehr CO2 als eine Dose Haarspray.

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