04.02.2019 11:00
kicker Abpfiff - Februar 2019
Kolumne im kicker vom 04. Februar 2019

An den Transfergebaren von Bayern München und Borussia Dortmund lässt sich ablesen, wie entspannt die Topteams derzeit sind. Statt teurer Zugänge haben beide nur unspektakuläre Abgänge zu vermelden. Sandro Wagner verlässt den Rekordmeister. Das ist in seinem Fall konsequent.
Aus der Nationalmannschaft war er offiziell schon aus Protest zurückgetreten, weil er nicht für die WM berücksichtigt wurde. In Wahrheit sah er längst das drohende Vorrundenaus und wollte sich nicht durch uninspirierte WM-Auftritte den Marktwert versauen. Es war somit auch nur eine Frage der Zeit, wann er auch dem Profifußball den Rücken kehren würde, um sich stattdessen dem bezahlten Amateurfußball zur Verfügung zu stellen. Und die Rechnung ging für ihn tatsächlich auf:
Er wechselt nun nach China. Das ist die momentan beste Option, um eine neue Kultur mit einer neuen Währung kennenzulernen. Gerüchten zufolge haben korrekt aufgestellte Schadstoffmessgeräte berechnet, dass Wagner in China in zwei Jahren so viel verdient wie in 100 Jahren in Hannover
- unabhängig vom Tabellenstand!
Wann diese Statistik Shinji Kagawa in Dortmund vorgelegt wurde, ist nicht feststellbar. Fakt ist jedoch: Die Zahlen müssen Kagawa beeindruckt haben. Denn eigentlich war alles geregelt. Kagawa verlässt den BVB in Richtung H96, um a) zu spielen und b) dort den Abstieg zu verhindern. Dass aber ein Japaner nach China geht, wäre kulturhistorisch eine Überraschung gewesen. Es brauchte also für Kagawa ein Land, dass fußballtechnisch wie China ist, aber ganz woanders liegt. Also hat Kagawas Berater diesem eingeflüstert, dass die Türkei quasi eine Art China für Japaner ist. Zumal Beşiktaş Istanbul den Anspruch hat, in der Türkei jedes Jahr Meister zu werden. 
Momentan liegt der Klub aber außerhalb der Champions League-Ränge. Da wartet also richtig viel Arbeit auf Kagawa. Nicht ganz unerheblich bei dieser Entscheidung für den Sushi-Fan Kagawa: Sein neuer Verein Beşiktaş liegt am Bosporus und sein beinahe neuer Verein H96 an der Leine. In dem Fall ist also völlig klar, wo es den besseren Fisch gibt. Für Shinji Kagawa ist eben Geld nicht alles. Für Sandro Wagner gilt: Der Fisch stinkt nicht vom Kopf her, sondern von der Ersatzbank.

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