07.02.2013
kicker - Abpfiff Februar 2012
Kolumne im kicker vom 04. Februar 2013

Paris St. Germain holt David Beckham. Ein Marketing-Gag? Nein, ein handfester Skandal! Denn damit hat das Thema Sexismus endgültig auch den Fußball erreicht. Es wäre auch zu schön gewesen, wäre Sexismus dort geblieben, wo er auch hingehört: In der Politik. Nach breiter Ansicht der Medien ist nämlich Rainer Brüderle der Großmeister des Sexismus. Was nach noch breiterer Ansicht von Brüderle aber so auch nicht stimmt, weil er einer netten Dame lediglich ein paar lobende Worte ob ihrer oktoberfesttauglichen Physis gemacht hat. Charmant sein ist für Brüderle eben eine Ehrensache. Da gilt er sozusagen als Mario Basler der FDP. Und solange sich Claudia Roth in Talkshows über Brüderle echauffiert, muss er unweigerlich das Gefühl kriegen, alles richtig gemacht zu haben. Aus der Sicht von langjährigen Parlamentariern ist zwischen Männern und Frauen also alles im Lot in der Bundesrepublik.

Generell sagt man eher der mittelöstlichen Welt nach, dass das Verhältnis zwischen Männern und Frauen nicht direkt von Augenhöhe geprägt ist. Die arabischen Eigner vom Pariser Edelklub wollen jedoch dem entgegenwirken. Als Maskottchen haben sie daher nicht irgendein Starlet verpflichtet, sondern den Beckham schlechthin. Für ein halbes Jahr. Fußballerisch ist der Engländer weit über den Zenit hinaus. Und nach eigenem Bekunden war er auch nie besonders schnell. Soll heißen:
Die äußerlichen Merkmale des Pop-Kickers sind der einzige Grund für dieses Engagement. Dass seine Frau auch noch schwer untergewichtig ist und weitaus weniger feminin wirkt als Beckham selber, wird einfach unter den Teppich gekehrt. Wo bleibt da der Aufschrei von Claudia Roth?

Seit Jahren ist Beckham nur noch eine Ikone der sogenannten Metrosexuellen. Wie der Name schon impliziert, sind das Menschen, die eine erotische Neigung zu U-Bahnen haben. Das lässt nur einen Schluss zu:
Die Eigentümer von Paris St. Germain wollen nicht nur den französischen Fußball dominieren, sondern in absehbarer Zeit auch noch die Pariser Metro kaufen. Was aber bedeuten diese Tendenzen für die Bundesliga? Ist da auch mit einer Renaissance der Schönlinge zu rechnen? Wird Hoffenheim Oliver Bierhoff verpflichten? Immerhin hat Neu-Trainer Kurz seinen Spielern den Kopf gewaschen. Und Bierhoff genießt weltweit viel Renommee als Urvater der Shampoo-Freaks. Im Gegensatz zu Beckham vermarktet Bierhoff nicht nur sich selber, sondern in seiner Freizeit sogar die DFB-Elf. Bislang geht das Konzept bestens auf. Und die Bundesliga ist auch scheichfreie Zone. Es sei denn, der TSV 1860 steigt auf. Das ist das Ziel der 60er. Darum haben sie jetzt Malik Fathi geholt. Der ist zwar nicht ganz so schön wie Beckham. Aber angeblich läuft er schneller.

Zurück