03.12.2018 12:18
kicker Abpfiff - Dezember 2018
Kolumne im kicker vom 03. Dezember 2018

Jahrelang dominiert der FC Bayern die Bundesliga – und der Fan, der nicht gerade in Vereinsbettwäsche schläft und seinen Morgenkaffee aus einer FCB-Tasse schlürft, schwankt irgendwo zwischen Frust und Langeweile. Jetzt gönnt sich der Rekordmeister ein paar Besinnungswochen – schon hagelt es überzogene Kritik und ungezogene Häme. Frei nach Uli Hoeneß: So geht es ja nun wirklich nicht. Wie soll da der Verein entspannt und hinter den Kulissen einen geeigneten Nachfolger für Uli finden, wenn vor den Kulissen Unruhe von allen Seiten geschürt wird? Der Leidtragende in dem Spiel ist natürlich Niko Kovac. Der ist ohnehin geplagt mit dem Umstand, dass sein Ex-Verein Frankfurt auf Bundes- und Europaebene das umsetzt, was er dort im Sommer als Vermächtnis hinterlassen hat. Nach klassischem Dreisatz wäre also Kovac nächste Saison daran schuld, dass der FC Bayern in der Bundesliga weit vor Dortmund und in der Champions League weit vor Frankfurt landet. Apropos Dreisatz: Es wird überhaupt viel zu wenig hingehört, wenn gestandene Trainer nüchterne Analysen liefern statt reißerischer Sprüche. Nach dem beherzten 3-3 im Spitzenspiel gegen Düsseldorf sagte Kovac treffend: „Wenn wir die drei Tore abziehen, haben wir über 90 Minuten ein gutes Spiel gemacht.“ Wer Leistung immer nur in Relation setzt zum Ergebnis, hat das Wesen des Fußballs nicht begriffen und setzt alle Beteiligten unnötig unter Druck. Und wenn dann noch diverse Ex-Weltmeister auf der Ehrentribüne sitzen, wird der Druck noch größer für die ohnehin verunsicherten Spieler. Genau da greift die Idee mit der angeblich geplanten Super League: Wenn keiner von den Großen von FCB bis Real mehr absteigen kann, kann man sich wieder auf den Sport konzentrieren. Und frei nach Kovac: Man muss auch mal drei Tore abziehen, um fünfe gerade sein zu lassen. Mehr Abzug täte dem Fußball gut. Banale Subtraktion hat man früher in der Grundschule gelernt. Und heute? Wird nur noch Addition gepredigt: Mehr Geld, mehr Tore, mehr Erfolg. Und ruckzuck muss ein Hummels auflaufen, selbst wenn er gesund ist. Gesund ist das nicht. Vielleicht sollte die Fußballwelt von Eintracht Frankfurt lernen: Je niedriger die Erwartungen, umso höher die Ausbeute.

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