05.12.2011
kicker Abpfiff - Dezember 2011
Kolumne im kicker vom 05. Dezember 2011

Das Schöne an großen Fußballturnieren ist, dass bei der Gruppenauslosung die sportliche Bilanz sehr sekundär ist. So etwas fördert auch ungemein die Spannung. Deshalb ist das Interesse am Fußball weitaus höher als beispielsweise am Tennis. In Wimbledon wird die Nummer eins der Weltrangliste an eins gesetzt und der Zweitbeste an zwei. Und jeder weiß von Anfang an: Das Traumfinale kann frühestens im Endspiel stattfinden. Dementsprechend öde laufen die Runden davor.
Und nie fiele den Veranstaltern ein, in Wimbledon einen Engländer an eins zu setzen, damit ein Lokalmatador nicht der Gefahr ausgesetzt wird, sportlichen Gesetzen ausgesetzt zu sein. Nein, wenn der örtliche Liebling gleich in Runde eins auf einen Topgegner trifft, ist das eben Künstlerpech. Außer er spielt so ordentlich, dass er den Favoriten kippt. Und so was soll es auch schon gegeben haben.

Aber auf solche Risiken will sich die UEFA nicht einlassen. Denn im Gegensatz zu anderen Profisportarten geht es beim Fußball um Geld und Aufmerksamkeit. Da müssen schon Regularien her, die so ein Turnier für das Gastgeberland zum Wohlfühlevent machen. Schon allein als kleines Dankeschön an Polen und die Ukraine. Denn die beiden Länder haben sich gewaltig ins Zeug gelegt. Da wurden Stadien gebaut, Straßen, Hotels.
Das erfordert so viel Anstrengung, dass jahrelang die Konzentration voll auf die Infrastruktur gelegt wird. Banalitäten wie Fußballtraining oder Kaderplanung geraten ins Hintertreffen. Ein Finale Polen gegen die Ukraine ist dadurch faktisch ausgeschlossen.
Dadurch rutschten vermeintlich große Fußballnationen wie Deutschland und Frankreich nach hinten bei der Auslosung. Selber schuld, kann man da nur sagen. Niemand hat sie daran gehindert, die EM auszurichten.
Womöglich sogar gemeinsam. Wenn schon Merkel dauernd mit Sarkozy rumflirtet und die deutsch-französische Hegemonie in Europa anstrebt, wäre ein gemeinsames Fußballfest die ideale Auftaktveranstaltung gewesen.

So aber ist die Endgruppeneinteilung zu einer Kirmesgaudi verkommen.
Gut, Deutschland hätte es schlimmer treffen können. Eine Gruppe mit Portugal, Spanien, Frankreich, Deutschland wäre möglich gewesen.
Stattdessen wird es wieder ein Spaziergang. Dänemark ist gar nicht der Rede wert. Die Dänen waren in der Qualifikation auch nur einen Rang vor den Portugiesen. Die Portugiesen landeten sogar hinter Dänemark.
Und die Niederlande hat sich spätestens seit dem Debakel gegen Deutschland vor drei Wochen aus der Fußballfamilie verabschiedet.
Zudem haben es ja deutsche Spieler in der Hand beziehungsweise auf dem Fuß, dass Huntelaar und Robben das Bundesligafinale nur noch in Gips erleben. Bleibt Jogi nur zu wünschen: Hand- und Beinbruch!

Zurück