03.08.2020 21:39
kicker Abpfiff – August 2020
Kolumne im kicker vom 03.08.2020

Schalke bekommt eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Sollte es also unerwarteterweise eng werden mit der Qualifikation für die
Champions League in der nächsten Saison, würde das Land die noch
nötigen Punkte aus Fördermitteln des UEFA-Wiederaufbauprogramms
auftreiben. Das ist gut so. Welcher Stürmer versenkt frohen Mutes den
Ball im Tor, wenn er Angst haben muss, dass sein Verein ihm die
Siegprämie nicht zahlen kann? Jedes Mittel, das der Liga Stabilität
verleiht, ist legitim. Selbst der Branchenführer FC Bayern, dem ja
eigentlich fast alles egal sein könnte, bringt konstruktive Gedanken
ins Spiel. Präsident Herbert Hainer plädiert dafür, dass die zweite
Mannschaft des FC Bayern in die zweite Liga aufsteigen darf. 

Eines vorweg: Die Familie Hainer steht generell für Solidarität fernab
jeglicher Ideologie. 
Wo man helfen kann, da hilft man auch: 
Ein Bruder von Hainer diente dem TSV 1860 als Libero. 
Ein anderer Bruder diente dem Allgemeinwohl als Lehrer. 
Die Hainers gehen also durchaus dahin, wo es unter Umständen weh tun kann.
Wenn Herbert H. nun auch noch einen Zweitligisten stellen will, hat er
natürlich das Wohl der Liga im Sinn. Er will nicht nur Dortmund & Co.
ein Duell mit dem FC Bayern gönnen, sondern eben auch dem HSV.

Kritiker dieser Idee mögen einwerfen: 
Was ist denn, wenn der HSV aufsteigt? 
Nun, selbstverständlich wird der HSV bald aufsteigen, wenn man sich wieder 
mehr auf Fußball statt auf Corona-Abstand zum Schiedsrichter konzentrieren kann. 
Und damit wird klar: Die zweite Mannschaft des Rekordmeisters gehört mittelfristig
sogar in die erste Liga. 

Denn das Salz in der Suppe sind Derbys. Allein das Heimspiel vom
FCB II gegen den FCB I im Grünwalder Stadion wäre ein Garant für einen
Eintrag in die Geschichtsbücher. Finanziell wäre das für jeden
Erstligisten ein Segen, weil auch jeder natürlich dann zwei Heimspiele
pro Saison gegen den Rekordmeister hätte. Aber ein Hainer will halt
nicht mit der Tür ins Stadion fallen, sondern erst mal die zweite Liga
anvisieren. Er stammt eben nicht wie Klinsmann aus einer Bäckerei,
sondern wie Hoeneß aus einer Metzgerei. Wo Klinsi die Flucht ergreift,
ergreift Hainer die Initiative. 

Und damit zurück zu Schalke.

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