20.08.2018 14:16
kicker Abpfiff - August 2018
Kolumne im kicker vom 06. August 2018
Die Analyse der suboptimalen WM-Performance darf als abgeschlossen gelten. Der DFB hat sich auch beeilt, zeitig vor der WM in Katar für klare Verhältnisse zu sorgen. Es wurde sogar eine Agentur beauftragt, um die katastrophale Kommunikation zu beenden und Schuldige zu benennen. Als Hauptschuldiger wurde Bundestrainer Löw ausgemacht.  
Folgerichtig verdonnerte ihn DFB-Boss Grindel zu wochenlangem Urlaub und monatelangem Schweigen. Diese Art der inneren Einkehr soll Löw dazu bringen, sich Gedanken zu machen. Nicht so sehr über das, was auf dem Rasen passiert ist. Dafür kann Löw wirklich nichts. Denn diese Truppe funktioniert – hinterher weiß man es immer besser – nur als Nationalmannschaft, aber nicht als Mannschaft. Diesen Stollenschuh muss sich Marketing- und Mottoexperte Oliver Bierhoff anziehen. Schon bei der EM 2020 soll die Umbenennung greifen. Als Nationalmannschaft stehen die Chancen auch bestens auf den EM-Titel. Nach Rücksprache mit UNO, UEFA und Caritas ist sich Grindel nämlich sicher: Die statistische Wahrscheinlichkeit, bei einer EM auf Mexiko oder Südkorea zu treffen, tendiert gegen Null.
Die wirklich große Baustelle aber ist Jogi Löw. Er hat zwar mittlerweile einen Bizeps wie ein Vorstopper im Rotlichtviertel. Doch an seinem Stellungsspiel muss er noch arbeiten. Die Signale, die seine Fotos von der WM aussenden, sind fatal. Da lehnt er mit Sonnenbrille an einem Pfosten und macht dazu ein selbstgefälliges Gesicht, als hätte seine Elf den siebten WM-Titel in Serie gewonnen. Besser wäre es gewesen, er hätte sich statt an den Pfosten zum Beispiel an Wladimir Putin angelehnt. Dann hätte zwar das linksliberale Klientel den Bundestrainer voreilig zum Vollpfosten erklärt. Aber mit so einer Aktion hätte Jogi gewaltigen Druck von Mesut Özil genommen. Die Botschaft wäre nämlich gewesen: Es ist in Ordnung, wenn sich Vertreter des DFB mit Politikern abgeben, die bei den Grünen nicht so gut ankommen. Damit vor der nächsten WM nicht wieder so ein GAU droht, muss Löw jetzt schon vorsorgen. Er sollte schleunigst Fototermine gemeinsam mit dubiosen Gestalten machen, die durch kühle Egozentrik beeindrucken. Als Auftakt würden sich die Herren Grindel und Bierhoff anbieten.
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