06.08.2012
kicker Abpfiff - August 2012
Kolumne im kicker vom 06. August 2012

Olympia ist für Amateure. Es geht also um sauberen Sport. Aber das nimmt man gerne in Kauf, solange es würdige Sieger gibt. Es sind eben die Spiele der Unschuldigen und Geläuterten. Beim Radrennen in London beispielsweise gewann ein Kasache, der schon mal wegen unlauterer Methoden eine deftige Sperre zu verbüßen hatte. Gibt es einen glaubhafteren Beweis als einen Olympiasieg, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat? Würde er immer noch zu EPO oder gar zum ESM greifen, hätte er nämlich bei der Tour de France gewonnen. Die Spitzenmänner bei den Schwimmern waren teilweise langsamer als die Frauen. Dass eine Frau schneller schwamm, ist übrigens nicht als Kampfansage zu verstehen, sondern als eine unbekümmerte Tat einer 16-jährigen Chinesin. Vor vier Jahren, bei der Olympiade in Peking, hielt sich die damals 12-Jährige noch dezent zurück und war eigentlich nur so schnell wie Topathlet Phelps. Doch sind seitdem nicht nur Beine und Arme, sondern vor allem auch die Handflächen gewachsen. Deshalb war sich das chinesische olympische Komitee gar nicht sicher, ob sich das Mädel nicht besser mit dem Deutschland-Achter messen sollte. Glück für Germany, dass die Chinesin dem Schwimmen treu blieb. Sonst hätte Deutschland nämlich eine Goldmedaille weniger gewonnen. Die deutschen Schwimmer hingegen, allen voran Britta Steffen, wollten ihrem Bekunden nach gar nicht gewinnen, sondern lediglich den Weltfrieden ein bisschen stabilisieren. Leider hat Frau Steffen ihr Ziel nicht erreicht. Sie blieb zwar erfreulich medaillenfrei, doch es wird in Aleppo weitergeschossen. Und die Anleihezinsen für Spanien sind immer noch höher als die Messlatte für die deutsche Schwimmelite.

Das Gesunde an Olympia ist ohnehin das Streben nach Mittelmaß. Aber bei Leistungsverweigerung droht vorzeitige Heimreise. Beim Federball wurden tatsächlich vier Spitzendoppel heimgeschickt. Denn die spielten alle nach demselben Motto: Möge der Bessere verlieren. Und so hofften jene Paarungen, dass der Schlechtere gewinnen möge. Das ist aber laut Statuten nur in der EU erlaubt, wo Italien und Spanien das hoch überlegene Deutschland erst erpressen und dann auspressen dürfen.
Sport jedoch, das betonte vor allem die UEFA bei der EM in der Ukraine gebetsmühlenartig, hat eben nichts mit Politik zu tun. Mit Nationalismus erfreulicherweise auch nicht. Beim olympischen Tischtennis letzte Woche zum Beispiel spielte ein Bulgare gegen einen Chinesen. Das Duell aber lautete Deutschland gegen Österreich. Seit die Länder den Athleten zugelost werden, ist Olympia wesentlich entspannter geworden. Vielleicht hätten die deutschen Schwimmer deutlicher machen müssen, dass sie diesmal für Amnesty International an den Start gehen.

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