06.04.2020 11:53
kicker Abpfiff - April 2020
Kolumne im kicker vom 06. April 2020

Die Bundesliga ist ökonomisch ein Paradies. Und die DFL ist ein Hedgefonds auf Basis des runden Leders. Das war die öffentliche Wahrnehmung. Doch ein unseliger Virus hat die bisherige Erzählung entlarvt. Plötzlich heißt es: Ein Drittel der Bundesligisten und zwei Drittel der Zweitligisten stehen vor der Pleite, wenn nicht bald gespielt wird. Analog dazu würde es drei Drittel der Drittligisten und vier Drittel der Viertligisten treffen. Schnell wird Kritik laut, ob denn DFL und Vereine zu blöd seien, halbwegs vernünftig zu wirtschaften. Fair ist das allerdings nicht. Denn auch viele Firmen sind angesichts des Lockdowns nicht in der Lage, einfach so mal bei null Einnahmen alle Gehälter und laufenden Kosten monatelang zu bedienen. Tatsache ist jedoch: Die DFL ist eigentlich nur eine Clearingstelle zwecks Verteilung der TV-Gelder. Und die Vereine verteilen es weiter an Spieler und Berater, damit das runde Leder die Massen in Euphorie versetzt. Erfreulicherweise zeigen viele Profis, dass sie nicht auf einem fremden Planeten leben. Die Profis vom FC Barcelona verzichten zum Beispiel auf 70 Prozent ihres Gehalts. Aufs Jahr gerechnet müsste ein Messi dann mit knapp über 20 Millionen auskommen. Da wirken die 20 Prozent Verzicht der Bayern-Spieler irritierend in einem Land, in dem die Mehrwertsteuer 19 Prozent ausmacht. Woran zu erkennen ist: Manch ein Vergleich hinkt zwar, kommt aber dafür komfortabel im Mannschaftsbus daher.
Doch nicht nur Spieler übernehmen Verantwortung, sondern auch Großkonzerne. Die Deutsche Bank hatte Jahre damit verbracht, mit asozialen Zockergeschäften ihr eigenes Dasein zu untergraben. Jetzt aber will das Institut Buße tun und Eintracht Frankfurt helfen, den im Ligavergleich solide kalkulierten Kader zu finanzieren. Dafür will die Bank pro Jahr 5,5 Millionen Euro für die Namensrechte am Waldstadion zahlen. Das Ding heißt dann „Deutsche Bank Park“. Sollte die Eintracht sich auf diesem Geldsegen ausruhen und allzu lethargisch auftreten, besteht die Option auf Umbenennung. In „Deutsche Parkbank“. Das wird Druck von der Eintracht nehmen. Zumindest sportlich. Denn das Schlimmste wären Geisterspiele der anderen Art: Volle Ränge, aber keine Mannschaft.

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