02.04.2013
kicker Abpfiff - April 2013
Kolumne im kicker vom 02. April 2013

Der enge Zusammenhang zwischen Sport und Politik wird immer deutlicher. Siehe letzte Woche. Da ist es schon völlig egal, wer was zuerst gesagt hat. War Euro-Gruppenchef Dijsselbloem oder DFB-Reisebüroleiter Bierhoff schneller mit der ungeschminkten Wahrheit? Verscherzt haben es sich jedenfalls beide mit all denen, die es bisher gut mit ihnen meinten. Dijsselbloem ließ die Welt wissen: In Zukunft ist in der EU kein Konto mehr sicher vor dem willkürlichen Zugriff des Staates. Das sei eben das neue Verständnis von europäischer Freiheit und Rechtssicherheit. Und wer ab jetzt noch sein Geld in Europa lasse, dem sei ohnehin nicht mehr zu helfen. Es sei denn, er/sie sehe sich eher als edler Spender statt als Bankkunde.
Europas Politiker langten sich natürlich ans Hirn. Denn dass Europas Bürger die Wahrheit erfahren, war eigentlich nie vorgesehen.

Oliver Bierhoff wiederum ließ die Welt wissen: Deutschland kann nicht Weltmeister werden, wenn die DFB-Elf auf dem Weg zum Turnier den Atlantik oder Kasachstan überqueren muss. Da langten sich alle DFB-Offiziellen ans Hirn. Denn das, was die Geschichte seit Menschengedenken dokumentiert, muss ja nicht auch noch öffentlich ausgeplaudert werden. Wie soll man jetzt dem DFB-Bürger gegenüber noch rechtfertigen, dass im Trainingslager Matratzen im Gegenwert von Eigentumswohnungen bereitgestellt werden? Angeblich sind sogar die Playstations für die DFB-Elite Sonderanfertigungen. Falls ein Poldi oder Mesut beim FIFA-Spiel in Rückstand gerät, übernimmt der Computer die Kontrolle und sorgt dafür, dass das Spiel gewonnen und das Selbstbewusstsein des Spielers nicht angekratzt wird.

Wenn Deutschland nochmal den WM-Pokal im Original in Händen halten will, braucht es dazu laut Bierhoff also einen europäischen Ausrichter. Das wird aber immer unwahrscheinlicher, weil ja nicht nur Staaten in Europa pleite sind, sondern bald auch immer mehr Bürger.
Warum? Siehe erster Absatz. Die finanziell und sportlich sicherste Variante wäre natürlich eine WM in Deutschland. Nur hat man 2006 gesehen, dass das lediglich die Garantie auf sommerliche Temperaturen ist. Was wiederum die Chancen der deutschen Elf schmälert. Weshalb ja auch die WM 2014 jetzt schon von Bierhoff abgehakt wurde als sinnloser Betriebsausflug. Darum ist es wichtig, dass die WM 2022 a) in Katar und b) im Winter stattfindet. Denn da muss man weder über Kasachstan fliegen noch die Hitze fürchten. Und dass die Meisterschale dann bei Schneefall übergeben wird, übt der FC Bayern schon diese Saison. Der HSV hingegen überlegt, nur noch bei angenehmen Temperaturen in München anzutreten. Unter 10 Grad sind die Chancen für den HSV beim FC Bayern in etwa so hoch wie für die DFB-Elf bei einer WM über 30 Grad.

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