04.01.2019 16:00
Hinrunden-Rückblick
Kicker vom 24. Dezember 2018

Dortmund

Nach den schlechten Erfahrungen mit der A-Elf letzte Saison setzt der BVB konsequent auf die B-Elf, deren Kern die B-Jugend bildet. Mario Götze ist nicht mehr das Nesthäkchen, sondern der Methusalem des Teams. Dementsprechend kann er befreit aufspielen. Dadurch hat auch Marco Reus viel weniger Druck und bleibt deshalb auf einmal gesund.
Psychosomatisch hat Trainer Favre somit alles richtig gemacht. Schon im Winter Herbstmeister – das hatte die Borussia lange nicht mehr.

Gladbach

Die Fohlen waren im Sommer noch kleine Ponys und senkten die Erwartungshaltung auf null. Die Borussen reiften aber mehr und mehr zu stolzen Hengsten. In der Tabelle für Verletzungspech mit Abstand Nummer 1 und in der Liga trotzdem in der Spitzengruppe. Die AOK-Statistik besagt: Wären alle Spieler gesund geblieben, hätten allein in der Viererkette sieben Leute spielen können. Von den fünf Mann auf der Doppelsechs ganz zu schweigen.

Bayern

Der Rekordmeister legt nach all der Kritik der letzten Jahre (zu früh Meister, zu gut für die anderen) ein freiwilliges soziales Jahr ein.
Die Innenverteidigung praktiziert ganzjährig den Tag der offenen Tür.
Mats Hummels darf nur spielen, wenn er krank ist.
Highlight ist die Pressekonferenz mit Einführungskurs von Boss Rummenigge zum Grundgesetz.
Neue Akzente setzt der Verein mit Lisa Müller als neue Außenreporterin.

Leipzig

Die Bullen reagieren allergisch auf Europa und lassen es in der Europa League laufen. Die Bundesliga bildet den nationalen Schwerpunkt. Daher verstehen sich die Rasenballer als echtes Nationalteam. Leipzig hat daher verdient, im DFB-Trikot aufzulaufen. Nach dem WM-Aus und dem Abstieg aus der Nations League ist das DFB-Leibchen ohnehin verwaist.
Die Startberechtigung für die Champions League bleibt das Ziel. Weil das nicht so sehr an Europa erinnert wie die Europa League.

Frankfurt

Die Eintracht ist der krasse Gegenpart zu Leipzig. Die Frankfurter sind wahren Europäer: Souveräner Durchmarsch in der Euro League. Eigentlich sollten sie im EU-Trikot auflaufen.
In der Bundesliga mit Absicht auf Sicherheitsabstand zu Dortmund. Haben den Weggang von Trainer Kovac nicht nur verkraftet, sondern in positive Energie umgemünzt. Daher sollte der Ligaerhalt locker geschafft werden, weil der Sieg in der Europa League sowieso unvermeidbar ist.

Hertha

Torhüter Jarstein hält für zwei. Dafür spielen die restlichen zehn Kollegen gerne mal wie zu fünft. Wann immer ein Aufstieg in die CL-Ränge droht, streut man elegant Niederlagen ein. Das Team spielt quasi nicht gegen den Trainer, sondern gegen die Tabelle.
So versucht der Hauptstadtverein, dem Image der Hauptstadt gerecht zu werden: Arm, aber sexy. Immer noch besser als sechs Armleuchter unter vielen Unterbelichteten.

Hoffenheim

Die TSG steht vor einem Dilemma: Zum einen wollen die sympathischen Kraichgauer Offensivfußball bieten. Zum anderen dürfen sie es dabei nicht übertreiben, weil sonst Trainer Nagelsmann wieder bei unzähligen Vereinen auf der Wunschliste landet.
Somit lautet das dezente Saisonziel: Internationaler Wettbewerb gerne – aber bitte so, dass alles in Fußnähe erreichbar ist.
Um die Quadratur des Kreises zu erreichen, muss es rund laufen. Auch wenn der Trainer Ecken und Kanten hat.

Wolfsburg

Vom Fast-Absteiger zum Fast-Spitzenteam in nur einem Kalenderjahr – die Wölfe sind quasi wie die Fohlen, nur eine Nummer kleiner.
Immerhin wollen die Wolfsburger hinter Gladbach landen, um ihrem Ex-Trainer Hecking den Abschied im Nachhinein nicht zu schwer zu machen. Nicht dass er noch auf dumme Gedanken und womöglich eine Rückkehr plant. 
Erstaunlicher Zusammenhang: Je weniger Geld VW in den Laden pumpt, umso mehr Punkte werden geholt.

Bremen

Werder spielt Fußball, weil es einfach Spaß macht. Die Bremer sind sehr beliebt, weil sie auch bei so manch einer Niederlage ansehnliche Offensivbemühungen zeigen. Sie bekommen daher viel Lob vom Gegner, aber dafür auch mal wenig bis null Punkte.
Dass den Werderanern die Kür mehr am Herzen liegt als die Pflicht, spricht für ihren Sportsgeist.
Das Saisonmotto lautet sozusagen: Mehr Erzählbares statt Zählbares.

Mainz

Gewinnt den Sonderpreis des DFB für die beste Trainerausbildung: Mit ihren Ex-Trainern Klopp und Tuchel sind die Mainzer indirekter Topfavorit auf den Champions League-Titel.
Deshalb dürfen sich die  Meenzer ohne allzu großen Aufwand in der Bundesliga tummeln. Mit Meisterschaft und Abstieg hat M05 nix am Hut.
Das wichtigste Duell der Rückrunde für den Fastnachtklub ist FC Liverpool-FC Bayern München.

Leverkusen

Bayer hat diese Saison keinen Druck. Da die Erwartungshaltung an den Verein an den Kurs der Bayer-Aktie gekoppelt ist, diese aber rasant fällt, zählt nur der Klassenerhalt.
Was Rudi Völler zu vermehrter Einnahme von Aspirin-Brausetabletten animieren dürfte. Doch eine Ascorbinsäuren-Allergie animiert Völler eher zu Ausstiegsplänen.
Der Verein versucht krampfhaft und originell, seinem Sportchef Ausgeglichenheit zu verordnen: sieben Siege, sieben Niederlagen in der Vorrunde.

Freiburg

Die Freiburger sind stets um den sozialen Ausgleich bemüht, um sich selber wohlzufühlen und die Liga ausgewogen zu halten. Besiegen gerne mal die Favoriten, um danach gegen Außenseiter zu verlieren. Für diesen Verein zählt Gemeinnützigkeit mehr als bloße Punktausbeute. Die Zick-Zack-Kurve wird daher zum neuen Vereinsemblem.
Nachteil der Ausgeglichenheit: Trainer Streich flippt immer seltener aus und gefährdet dadurch die bundesweiten Sympathien für den SC.

Schalke

Weil Trainer Tedesco auf Italienisch Deutscher heißt, stellt er um auf Catenaccio: Statt zwei Viererreihen bildet eine Neunerkette die Abwehr. Der Vorteil: Die Defensiven steigen sich permanent gegenseitig auf die Füße und bleiben hellwach.
Vorne verwaist ein Stürmer und hält  sich meist mit dem gegnerischen Torhüter warm durch Gymnastik.
Manager Heidel soll laut Vereinspräsident Tönnies einen Aufpasser bekommen, um die Ausgaben und Gegentore vorab absegnen zu lassen.

Augsburg

Der FCA holt locker und engagiert die nötigen Punkte, ohne groß aufzufallen. Daher sind die Augsburger das Tarnkappenteam der Liga. Eine große Mehrheit der Bundesligisten glaubt immer noch nicht, dass Augsburg in der Liga mitspielt. Unterm Strich bleibt so immer eine Platzierung über dem Strich übrig.
Ziel für die Rückrunde: Unerkannt durchkommen bis zum 34. Spieltag.

Stuttgart

Neu-Trainer und Alt-Niederbayer Weinzierl kämpft sich wacker durch Sprach- und Verständnisprobleme. Um der schwäbischen Sparsamkeit zu entsprechen, lässt er etliche zu Null spielen, indem er eigene Tore verbietet. Was von außen betrachtet nach einer interessanten Interpretation der 1:50-Regel für das Torverhältnis aussieht.
Zu Weihnachten schenkt der Trainer dem Verein den Relegationsplatz und den Schalkern drei Tore und ist damit Favorit auf den Friedensnobelpreis.

Nürnberg

Ergebnisse hin oder her: Wer die besten Lebkuchen und Bratwürste macht, gehört auch in die Eliteliga.
Die Fanfreundschaft mit Schalke sorgt für emotionale und soziale Stabilität.
Erfolg heißt für den Club: Eine Liga höher als Fürth. Solange also die Fürther keine Abstiegsambitionen hegen, bricht auch beim Club keine Unruhe aus. 
Ex-Trainer Hans Meyer sitzt so oft auf der Club-Tribüne, dass er jederzeit einspringen kann, falls der Club mehr als vier Punkte Rückstand auf Platz 17 hat.

Hannover

Der härteste Gegner für die 96er bleibt der eigene Anhang. Stein des Anstoßes und des gegenseitigen Abstoßens: Die 50:1-Regelung.
Die Ultras würden Klubchef Kind gern nach Braunschweig transferieren. Der wiederum interpretiert 50:1 völlig neu: Pro 50 Kind-freundlichen Fans soll es nur noch einen Ultra geben. Was wiederum die Gemüter der Ultras ultrahocherhitzt.

Düsseldorf

Überraschungsteam der Hinrunde: Als Vertretung für den 1.FC Köln gedacht, ist die Fortuna dennoch pflichtgetreu an jedem Spieltag aufgelaufen.
Von daher Startberechtigung für die Rückrunde absolut verdient.
Ligaerhalt automatisch gesichert durch drei Tore in der Allianz Arena und Sieg gegen den Tabellenführer.
Im Finish sogar richtig effizient. Dadurch vom Tabellenende so weit weg wie der FC Bayern von der Tabellenspitze.

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