04.01.2013
Hinrunden-Rückblick
kicker vom 31. Dezember 2012

Bayern:
Die Bayern schweben über allen Dingen. Selbst Matthias Sammer, extra geholt als Unruhestifter, hat schon sein ganzes Pulver verschossen.
Weil das Thema Fußball den Verein bereits langweilt, betätigen sich Spieler schon nebenberuflich als Kampfsportler (Boateng) oder verteilen Gesichtsmassagen (Ribéry). DFL erwägt Übergabe der Meisterschale am 20. Spieltag.

Leverkusen:
Mit zwei Trainern schafft man eben doppelt so viele Punkte wie geplant. Dazu ein Kießling, der ganz allein als Doppelspitze fungiert.
Daraus resultiert der logische zweite Platz. Dieser gebührt aber sowieso Bayer anlässlich des 10. Jahrestages der berühmten Triple-Saison. Mit dem Pokalfinale wird es aber diesmal nix, weil die Wolfsburger kein Gespür für Tradition hatten in der Schlussminute.

Frankfurt:
Das Motto der Eintracht lautet: Lieber gute und billige Spieler verpflichten als mittelprächtigen Durchschnitt. Daher schaffen es die Frankfurter, erstaunlich konstant, aber grundlos erfolgreich zu spielen. Die Diva vom Main mutiert zum Noname vom Main. Da muss auch niemand verstehen, warum die Eintracht so weit oben steht.

Dortmund:
Die Borussen spielen begeisternden Fußball. Obwohl die Bundesliga nur als leicht verschärftes Training für die Champions League gilt. Daher steht der BVB in der Tabelle da, wo er laut FC Bayern hingehört. Dafür stehen die Bayern da, wo sie laut Watzke schon immer hingehören. So gesehen sind die Borussen endlich auf Augenhöhe mit dem Südkonkurrenten.

Schalke:
Auf Schalke geht es erst steil bergauf, dann ebenso steil bergab. Das muss aber kein Anlass zur Sorge sein. Damit es nicht weiter in den Keller geht, muss Keller ran. Für Schalker Verhältnisse geht es recht harmonisch zu. Holtby und Farfan nutzen dies, um sogar während des Spiels mit anderen Clubs zu verhandeln. Problematisch wird es erst, wenn Boss und Fleischbaron Tönnies Schweinehälften für die Viererkette einkauft und spielen lässt.

Mainz:
Karneval ist zwar eine schöne Sache. Doch nebenbei lässt Tuchel tatsächlich Fußball spielen. Die Champions League sollte machbar sein.
Darum lässt Tuchel jetzt schon alle Gerüchte im Keim ersticken: Kein Kontakt zu Schalke. Kein Kontakt zu Bayern. Kein Kontakt zu den Abstiegsrängen. Und natürlich kein Kontakt zur Tabellenspitze.

Hannover:
Weil die Bundesliga längst ein Selbstläufer ist, machte H96 den Vertragspoker des Trainers zum wichtigsten Ereignis der Hinrunde. Mal gewannen die 96er, weil Slomkas Laviererei sie anstachelte. Mal verloren sie, weil Slomkas Herumlavieren nur noch nervtötend war.
Dementsprechend lautet das Saisonziel: An jedem Spieltag auflaufen.

Gladbach:
Nach dem Verlust der wichtigsten Spieler war davon auszugehen, dass Gladbach spätestens nach dem siebten Spieltag bereits als Absteiger feststeht. Doch Trainer Favre befahl: Das wird die wichtigste Übergangssaison. Deshalb hagelt es Übergangssiege und Übergangspleiten. Und die Hauptsache ist: Wieder mal die Bayern geärgert.

Bremen:
Als großer Vereinspatriot hat sich Thomas Allofs erwiesen. Ließ sich jahrelang von Willi Lemke drangsalieren, ohne dass es sich auf den Spielbetrieb negativ auswirkte. Doch irgendwann konnte der Druck nicht mehr von der Mannschaft abgehalten werden. Seine Loyalität zu Werder bekundete der Neu-Wolfsburger Allofs, indem er seinem neuen Team verbot, gegen Werder zu gewinnen.

Wolfsburg:
Magath hat alles versucht. Er nahm dem Team die Sicherheit. Dann die Spielfreude. Dann die Lebensfreude. Dann auch noch die Getränke. Dann seinen Hut. Erst dann stellte sich heraus: Durch den aufgeblähten Kader wurden die Spieler zu unbeweglich. Weil auf dem Trainingsplatz genauso viele Leute waren wie in der Fankurve. Allofs versucht den Neustart, indem er alle Nichtfußballer aussortiert.

Hoffenheim:
Die Verpflichtung eines Toptorhüters war ein Schuss in den Ofen. Mit Wiese im Tor stellten sämtliche Defensivspieler die Arbeit ein. Aus Solidarität folgten alsbald auch die Mittelfeldspieler und Stürmer.
Ein genialer Trick ist die Verpflichtung von Trainer Kurz. Da er aus eigener Erfahrung weiß, wie trostlos es in der zweiten Liga sein kann, wird er alles tun, um den Abstieg zu vermeiden. Zumal im Businessplan ein Abstieg gar nicht vorgesehen ist.

Nürnberg:
Dreh- und Angelpunkt beim Club ist Timo Gebhart. In Sachen Frisur (Irokese lässt grüßen) und Ellbogen(Schweinsteiger lässt grüßen) gibt er den Takt vor. Saisonziel ist, mindestens eine Liga Abstand zu Fürth zu halten. Und völlige Neuheit: Mittlerweile hat der Club sogar eigene Spieler! Das macht den Klassenerhalt nicht schwieriger.

Vfb:
Mit dem Traumduo Bobic und Labbadia bewegt sich der VfB sehr solide zwischen Rang 4 und 14. Zur Ruhe im Verein trägt die Beschäftigungsgarantie bei, die Bobic für Labbadia vorgesehen hat. Wobei Labbadia nur bleibt, wenn Bobic verlängert. So schafft man in Stuttgart Gewissheit. Schließlich will man keinen schlafenden Hundt wecken.

Augsburg:
Ärgster Verfolger von Fürth. Wobei noch nicht ganz klar ist, wohin die Reise gehen soll. Erkenntnis des Jahres: Manchmal bringt ein Präsidiumswechsel mehr als ein Trainerwechsel. Bisher geht die Taktik, kleinere Probleme durch größere zu ersetzen, nicht ganz auf. Aber die letzte Saison hat bewiesen: Die Spielzeit beginnt erst am 20.Spieltag.

Fürth:
In Sachen Stimmung macht den Fürthern keiner was vor. Jedes Spiel wird gefeiert von Fans und Offiziellen. So sieht wahre Leidenschaft aus. Obwohl vor der Saison die besten Spieler gingen, hakt es an Spielfluss und Torgefahr. Aber enormer Einsatz im Derby gegen den Club. Wobei noch gerätselt wird, welche Sportart das gewesen sein soll.

Fortuna:
Die Überraschung der Hinrunde: Bei keinem einzigen Spiel stürmen Fortuna-Fans den Rasen. Nicht einmal während des Spiels. Dafür stürmen die Spieler unerschrocken dem Klassenerhalt entgegen. Finanziell hält sich der Verein nach wie vor mit dem Verkauf von Elfmeterpunkten über Wasser.

HSV:
Der wichtigste Transfer namens Sylvie van der Vaart hat voll eingeschlagen. Zumindest auf dem Boulevard ist der HSV stramm auf Meisterschaftskurs. Ansonsten hat ist nach wie vor die Frage: Welcher Spieler gehört zu wie viel Prozent einem Milliardär, der sich zwar nicht einmischt, aber wenigstens alles bestimmen will?

Freiburg:
Unter Trainer Streich noch sozialer als ohnehin schon. Für jeden Gegner gibt es tröstende Worte. Für die Schiedsrichter sowieso. Der SC pfeift auf die Rente mit 67 und schickt Schalke-Trainer Stevens in den vorzeitigen, aber sehr verdienten Ruhestand.

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