Zuversicht fürs Volk
Kolumne im Donaukurier vom 4.7.2020

Was kann die Politik tun, um dem Volk Zuversicht zu geben? Die temporäre Mehrwertsteuersenkung ist schon mal ein echter Gewinn im wahrsten Sinne des Wortes. So kann jetzt jeder Schnäppchenjäger sein, ohne stundenlang durch die Läden zu streunen oder Prospekte zu studieren. Wer beispielsweise für eine Gurke statt 49 nur noch 48 Cent bezahlt, hat zumindest für einen Tag gute Laune. Und kann sich auf dem Heimweg Gedanken machen, wie er den gesparten Cent reinvestieren will.

Für all jene, deren Hormonhaushalt nicht durch Shoppingorgien in Wallung versetzt wird, hat einmal mehr der bayerische Ministerpräsident einen guten Tipp parat: Markus Söder empfiehlt nämlich, der angestauten Feierwut einfach mal freien Lauf zu lassen und daheim mit der eigenen Frau zu tanzen. Der Freistaat könnte diese Maßnahme noch flankieren mit dem Angebot, Beamte der Staatskanzlei als Tanzpartner zur Verfügung zu stellen. So eine App ist ja gleich gebastelt. Nur dass halt statt der Pizza geübtes Tanzpersonal angefordert werden kann, falls sich die Ehefrau oder der Ehemann dem Tanzen verweigert. Dies sollte ohne Bedürfnisprüfung erfolgen. Weil es dem Staat egal sein kann, ob ein Ehepartner aus motorischen Gründen oder rein aus Abneigung nicht mehr zum Tanz bereit ist.

Noch effektiver wäre es, wenn der Staat fähige Pädagogen in die Familien schicken würde, um die total überlasteten Eltern zu unterstützen. Es reicht schon, dass die Leute in der Kurzarbeit oder daheim im Homeoffice am Durchdrehen sind. Da sollen nicht auch noch die Kinder darunter leiden. Denn die Eltern befürchten logischerweise Bildungsdefizite, die sich Jahre später negativ auf die Abschlussprüfung auswirken. Um genau dem entgegenzuwirken, hat jetzt Bremen einen sehr weitreichenden Entschluss gefasst. Die Kultussenatorin des Stadtstaats im Norden hat diese Woche bekannt

gegeben: Die Noten im Mathe-Abitur werden pauschal um zwei Punkte angehoben. Das hätte auch gar nichts mit Corona zu tun, sondern mit der Schwere der Aufgaben. So etwas nimmt Druck von den Schülern. Wenn die Mehrwertsteuer sogar um drei Punkte gesenkt wird, können zwei Punkte in Mathe nur der Anfang sein. Wie wäre es, wenn in Zukunft beim Abitur nur Aufgaben aus der Mittelstufe gestellt werden? Oder wenn die Schüler zwecks Stärkung der Eigeninitiative ihr Abitur selber korrigieren und benoten? Das wäre ein schöner Zwischenschritt – bis irgendwann das Abitur automatisch bei der Geburt verliehen wird.

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