19.03.2012
Wenn Bürokraten sich auf Ostern einschießen...
Kolumne im Donaukurier vom 16. März 2012

Die EU lässt wirklich nichts unversucht, um ihre Mitgliedsländer bei Laune zu halten. Damit wird der Eventcharakter Europas betont. Dass die Brüsseler Spitzenpolitiker sich da nur auf Griechenland-Hilfen verständigen können, um dem EU-Volk Adrenalinstöße zu geben, ist allerdings nur ein dummes Gerücht. Derzeit beispielsweise haben sich die Bürokraten auf Ostern eingeschossen.
Oder genauer gesagt auf die Ostereier. Am Ende dieses kreativen Prozesses könnte der Eierpreis an den Ölpreis gekoppelt werden.
Angeblich drohen diejenigen Hühner, die in der LBHG (Legebatterienhühnergewerkschaft) organisiert sind, mit Streiks. Die Mehrarbeit, die sie alljährlich vor Ostern zu leisten hätten, müsste endlich gerecht entlohnt werden. Mit dem Preisanstieg sollen nämlich Wellnesslandschaften am Arbeitsplatz finanziert werden sowie die garantierte Übernahme der Auszubildenden. Im Prinzip sind das also genau die Forderungen, die auch verdi derzeit dem Bundesinnenminister Friedrich aufs Brot schmieren möchte.

Speziell die bayerischen Hühner müssen zudem noch die explodierende Auslandsnachfrage mitberücksichtigen. Denn auch in Tschechien müssen seit 1.Januar 2012 Hühner nicht mehr hühnergerecht, sondern menschengerecht untergebracht werden. Was natürlich zu enormen Kostensteigerungen bei den tschechischen Legebatterienbetreibern führt. Allein die Rücklagen für Betriebsrenten sind enorm, selbst wenn das Rentenniveau der tschechischen Hühner maximal Hartz IV erreicht und damit eigentlich menschenunwürdig ist. Jedenfalls sind die Eierpreise in Tschechien längst durch die Stalldecke gegangen.
Rühreier zum Frühstück sind nur noch in absoluten Tophotels in Prag auf der Speisekarte. Das Normalvolk stellt sich darauf ein, den Eiweißbedarf in Zukunft über Beluga-Kaviar zu decken, weil das noch vergleichsweise billig ist. Bisher konnte Tschechien die Unterdeckung über Ei-Importe aus Polen eindecken. Doch auch dort sorgen die EU-Richtlinien für Entsetzen und teilweise sogar für Produktionsausfälle, weil die Polen intelligenterweise auf die neuen Vorschriften aus Brüssel pfeifen.

In Bayern muss man sich auf einen Engpass an Ostern einstellen. Einige Geistliche bereiten sich sogar theologisch darauf vor. Sie wollen ihren Schäfchen erzählen, dass eigentlich in der Bibel nirgendwo von Ostereiern die Rede ist. Auch hat die Wissenschaft längst eindeutig bewiesen: Unter den Aposteln war kein einziger Hase.

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