15.09.2016
Wahrheit der Woche: Das Ehrenamt eines Kaisers ist nicht gratis
Kolumne im Donaukurier vom 16. September 2016
Was ist das Schlagwort der Woche: Ehrenamt oder Berlin-Malus? Glaubt man den Schlagzeilen, haben Franz Beckenbauer und die CSU jüngst ein bisschen an Gunst verloren. Die Zahlen 5,5 und 45 werden gerne als Beleg dafür angeführt. Beim Kaiser geht es um 5,5 Millionen Euro. Bei der CSU um 45 Prozent. An sich sind diese Zahlen alles andere als besorgniserregend. Kein Mensch driftete bislang in sozial prekäre Sphären ab, weil er 5,5 Millionen Euro bekam. Und mit 45 Prozent hat es noch keine Partei aus dem Parlament rausgehauen.
Der Kaiser bekam besagte Summe für ein Ehrenamt. Und darüber regt sich jetzt die Nation auf. Zumindest der Teil, der mit Fußball, DFB und WM 2006 nichts am Hut hat.
Unterm Strich dürften da nicht mehr viele Leute übrigbleiben als engagierte Aufreger. Vordergründig geht es zwar um Geld. Aber eigentlich ist es mehr eine philosophische Auseinandersetzung. Das Geld bekam Franz vom DFB. Der DFB bekam das Geld von Oddset. Franz sah es als Geld von Oddset an. Der DFB war quasi nur eine Art Geldbote in der Sache. Und drum sah es auch der DFB als Geld von Oddset an. Aber Oddset sah es als Geld an den DFB an.  
Denn die Vereinbarung bestand zwischen Oddset und DFB. Wenn es nun DFB-Geld war, das an Franz ging, dann könne es laut öffentlicher Meinung kein Ehrenamt gewesen sein bezüglich WM 2006. So dass nun natürlich Traditionalisten Zeter und Mordio schreien, weil es ja nicht sein könne, dass des Kaisers Ehrenamt gratis hergehen dürfe. Sollte Beckenbauers Ehre tatsächlich nicht mal 5,5 Millionen wert sein, läuft irgendwas gewaltig schief im Wertesystem. Genau dieses Unbehagen findet Ausdruck in den 45 Prozent, die momentan der CSU zugesprochen werden. Und das wäre nicht so toll für die CSU bei der Wahl, falls tatsächlich es auch die FDP und die AFD in den bayerischen Landtag schaffen würde. Aus CSU-Sicht ist die Lage klar: Solange Merkel a) in Berlin ist, b) im Kanzleramt sitzt und c) so eine antibayerische Politik macht, wird dies der bayerischen Alleinregierung nicht zum Wohl gereichen. Das nennt sich eben Berlin-Malus. Optimal wäre, wenn es FDP, AFD, Grüne und Freie Wähler 2018 auf jeweils 4,9 Prozent bringen. Dann wären die 45 Prozent weit über 50. Fatal wäre lediglich, wenn die CSU den Kaiser als sicheren Listenkandidaten aufstellen würde. Wobei dies aber irgendwie auch seinen Reiz hätte. Denn eines scheint gewiss: Wo der Kaiser mitmischt, kommt am Ende immer mehr raus als erwartet.
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