12.06.2020 13:27
Von wegen Mobilität: Das E-Auto und die verkappte Botschaft, daheim zu bleiben
Kolumne im Donaukurier vom 12. Juni 2020

Die Eine-Million-Dollar-Frage lautet: Wo soll all das Geld hin, mit dem die Märkte geflutet werden? Ein Blick auf die Börsen könnte zu der Annahme verleiten, dass es eigentlich völlig egal ist – Hauptsache, es sind irgendwelche Aktien. Denn die Kurse kennen scheinbar nur noch eine Richtung. Und zwischen Schamanen und Astrologen ist längst ein Disput entbrannt, ob es sich hierbei um eine imposante Wertentwicklung oder banale Inflation handelt. Wer als Investor weise agieren will, stellt sich daher die Frage: Nach welchem Produkt wird es eine steigende Nachfrage geben? Es geht also ganz simpel um die Frage, was die Bundesregierung subventionieren will. Und da steht das Elektroauto weit vorne. Damit lautet der konservative Geheimtipp für Anleger, denen Autoaktien zu riskant sind: Kabeltrommeln! Denn bei all der verzweifelten Euphorie für E-Mobilität hat die Große Koalition schlicht verdrängt, dass ein bisschen Infrastruktur wie ein solides Netz mit Ladestationen nicht schlecht wäre. Stand heute ist ein E-Auto somit ideal für Leute, die viel Geld und wenige Fahrten kombinieren mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage. Doch bekanntlich haben die meisten Autobesitzer weder daheim noch in der Arbeit einen kompatiblen Stromanschluss. Und damit ist auch klar: Wo keine Kabeltrommeln mit mindestens 100 Meter Kabellänge, da keine breit angelegte Elektromobilität – selbst wenn das Ladenetz mal entsprechend ausgebaut wäre. Gefühlt gibt es nämlich 72 Anbieter von Autostrom mit insgesamt 9482 Tarifen.
Wer also tatsächlich zeitgleich die richtige Tankkarte und eine funktionierende Ladesäule erwischen sollte, hat quasi einen Sechser im Lotto gelandet. Wobei ein Lottogewinn sich sowieso für jeden empfiehlt, der auf ein Elektroauto umsteigen will. Denn selbst der billigste Strom fürs Auto kostet hierzulande dreimal so viel wie beispielsweise in den USA. Umgekehrt bedeutet das natürlich: Aufgrund der hohen Subventionen kann sich laut Bundesregierung bald jeder ein E-Auto leisten. Auswärts tanken wird wahrscheinlich nur der Wohlhabende. Und daheim tanken kann eigentlich – wie schon erwähnt -auch nur die begüterte Klientel. Trotzdem ist aber das Konzept Elektromobilität kein Projekt für die angebliche Elite, sondern für alle. Denn im Kern geht es darum, dass weniger Autos unterwegs sein sollen zwecks Stauvermeidung. Das Elektroauto ist also kein Beitrag zur Mobilität. Sondern eine verkappte Aufforderung, einfach daheim zu bleiben.

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