Von Hitzerekorden und daraus resultierenden nachhaltigen Ferien
Kolumne im Donaukurier vom 26. Juli 2019

Die Sommerhitze bringt Erstaunliches zu Tage. Wer hätte beispielsweise je damit gerechnet, dass unter bislang unauffälligen Städten ein Wettbewerb in Sachen Hitzerekord ausbricht? War es am Mittwoch noch ein Ort an der Grenze zu Holland, der mit 40,5 Grad aufwarten konnte, zog am Donnerstag eine Stadt aus dem Emsland nach und publizierte 41,6 Grad. Gerüchteweise gibt es Dutzende Städte, die mit Gewalt die 42-Grad-Marke reißen wollen. Von ganzen Stadtvierteln ist die Rede, die angeblich die Heizung voll aufdrehen im Hochsommer. Und das alles nur für eine Schlagzeile auf den Panorama-Seiten der Zeitungen.
Allerdings haben solche Entwicklungen auch Vorteile. Früher ergriff der Teutone in den Ferien die Flucht, weil das unberechenbare Wetter hierzulande nicht gerade Urlaubsstimmung aufkommen lassen wollte.
Jetzt hat selbst der Bayerische Wald laue Sommernächte wie Kreta und Sizilien zu bieten. Dadurch wird Urlaub daheim zum noch entspannteren Erlebnis:
Ein mediterranes bis subtropisches Klima, ohne sich erst zum Flughafen oder auf eine stauhaltige Autobahn zu begeben. Nachhaltige Ferien werden somit durch den Klimawandel begünstigt. Oder andersrum:
Ohne Klimawandel würde der Durchschnittsmensch weiterhin dem Urlaubswahn frönen wie zu Zeiten, als klimatische Änderungen nicht menschengemacht, sondern durch unterschiedliche Jahreszeiten bedingt waren.
Hier zeigt sich die Weitsicht der schwarzgelben Bundesregierung der Jahre 2009-13. So unbeliebt sie war und als Inbegriff politischen Totalversagens gilt, so klug war ihre Klimapolitik. Um den Urlaub in der Heimat massiv zu fördern, bedurfte es nicht nur der sogenannten Mövenpick-Steuer. Nein, der Regierung war völlig bewusst, ohne zusätzlichen Kohlendioxidausstoß das deutsche Volk weiterhin ins Ausland zu treiben mit all den unerfreulichen Nebenwirkungen. Und so wurde 2011 beschlossen, dem Kohlestrom freie Fahrt zu garantieren, indem CO2-freie Kernkraftwerke abrupt vom Netz genommen wurden.
Freunde des Kohlestroms werden nicht müde zu betonen, wie sehr Deutschland selbst im Sommer frieren müsste, hätte Schwarzgelb seinerzeit das Ende des Kohlestroms auf die Agenda gesetzt.
Wer sich angesichts dieser Umstände am kommenden Wochenende in die größten Staus stürzt, um in den Süden zu kommen, ist schlicht unbelehrbar. Und wer als Kommune die 41,6 Grad toppen will, muss sich sputen. Ab Mitte Oktober könnten die Temperaturen wieder unter die 40-Grad-Marke rutschen.

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