22.08.2019 13:43
Visionen machen immer Sinn...auch mitten im Sommerloch
Kolumne im Donaukurier vom 02. August 2019

Das Fliegen und die EZB stehen derzeit im öffentlichen Diskurs nicht allzu gut da. Das Sommerloch sollte daher für Imagegewinn genutzt werden. Das Zeitfenster ist schließlich nicht allzu groß. Denn wenn mal die Bundesliga erst gestartet ist, geht es bundesweit primär nur noch um die Frage, ob Sané nun in München gelandet ist oder noch landen soll. Danach geht es bis zur Winterpause um die Frage, ob Sanés Integration gelingen kann. Schließlich ist dieser Mann ein Ruhrpott-Gewächs mit London-Erfahrung, der sich in einem neuen Kulturkreis inmitten von Oktoberfest und einem fränkischen Ministerpräsidenten erst mal zurechtfinden muss.
Ein Blick auf die Verkehrshinweise der letzten Tage bringt Erstaunliches zutage: Bayern befindet sich im Dauerstau. Wer die A99 vom Norden kommend im Süden wieder verlassen will, sollte je nach Tageszeit zwischen zwei und vier Kalendertage einplanen. Wer in der letzten Ferienwoche auf der Durchreise Kufstein anvisiert, muss spätestens in der zweiten Ferienwoche losfahren. Damit liegt auch die Lösung auf der Hand: Eine dritte Startbahn des Münchner Flughafens auf Höhe Neufahrn sowie eine vierte Startbahn (umgewidmet zur Landebahn) auf Höhe Brunnthal wären Gold wert. Solche Shuttleflüge im Viertelstundentakt würden die bayerische Verkehrsmisere sofort beheben. Und es fände sich bestimmt eine Statistik, die belegt, dass der Dauerstau (mit laufender Klimaanlage) mehr Emissionen produziert als ein reger Flugverkehr. Der Clou wäre: Das eigene Auto darf man auf diesen Kurzflügen nicht mal als Handgepäck mitnehmen. Bis München Nord und ab München Süd wären die Reisenden also auf Carsharing angewiesen. 
Volle Autos statt voller Autobahnen wären die Folge.
Das mag jetzt sehr visionär klingen. Aber anders geht es halt nicht mehr. Und dass Visionen Sinn machen, beweist eben jene arg gescholtene EZB. Die erwägt nämlich Minuszinsen bis in alle Ewigkeit. Denn das hält die Wirtschaft am Laufen: Länder und Unternehmen, die längst pleite sind, können fröhlich weitermachen. Während die EZB so ziemlich alles aufkauft, was dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Was spricht also dagegen, dass die EZB auch noch Autos kauft? Das würde dem mündigen Verbraucher die Last des ständigen Konsums abnehmen. Wenn die EU sich schon eine Zombie-Wirtschaft gönnt, wird es auch Zeit für eine Zombie-EZB. Das Sommermotto der EU lautet somit: Solange etwas funktioniert, muss es nicht unbedingt einen Sinn machen.

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