27.12.2019 16:04
Tempolimit sorgt für explosiven Jahresendspurt!
Kolumne im Donaukurier vom 27. Dezember 2019

Im Jahresendspurt duelliert sich SPD-Chefin Esken mit Bundesverkehrsminister Scheuer. Das Thema könnte explosiver kaum sein:
Das Tempolimit! Andreas Scheuer ist natürlich nicht unfroh über ein Feld, auf dem so schnell kein Untersuchungsausschuss droht. Und Frau Esken muss auch schon schauen, ein paar Bonuspunkte zu ergattern.
Sonst würde in der SPD schnell der Eindruck entstehen, alles ginge so weiter wie bisher. Man kennt das ja von Großkonzernen: Wenn der Chefposten neu besetzt wird, darf mit allerhand Veränderungen gerechnet werden. Ob sie was bringen, ist da bestenfalls drittrangig.
Aus der jeweiligen Sichtweise heraus haben natürlich Scheuer und Esken recht. Der Minister will das Tempo je nach Verkehrslage variabel gestalten. Warum nicht nachts mit 180 heim brettern, wenn eh nix los ist? Die SPD-Chefin wiederum findet, jeder und jede solle den Alltag so organisieren, dass es nie pressiert. Der Bezug zum Klima darf ohnehin nicht fehlen. Aber sie hat noch einen weiteren interessanten Aspekt hervorgehoben: Ein Tempolimit würde ihrer Ansicht nach die Nerven schonen. Dieses Argument ist aber gefährlich. Tiefenentspannte Zeitgenossen könnten nämlich plädieren, dass sie zügiges Fahren als zusätzlich entspannend empfinden. Schnell würden Proteste laut von Motoristen, die mittels Langzeit-EKG belegen können, dass sich ihr Blutdruck umgekehrt proportional zur Geschwindigkeit verhält. Solche Leute mögen sogar eher dazu neigen, gerade dann die Nerven zu verlieren, wenn sie nur noch im Kriechtempo unterwegs sein können.
Gleichheitsbefürworter wiederum dürften auf die missliche Finanzlage der SPD hinweisen. Viel Geld für opulente Dienstautos wird sehr wahrscheinlich nicht mehr vorhanden sein bei den Sozialdemokraten. Wenn da eine SPD-Chefin karg motorisiert unterwegs ist, während ein Bundesminister in einer mondänen Oberklasse-Limousine sänftenartig über die Autobahnen kutschiert wird, ist es schnell vorbei mit der Augenhöhe.
Gerne wird auch auf die Nachbarländer verwiesen, in denen Tempolimits schon lange üblich sind. Schweiz und Österreich sind aber auf den Tourismus angewiesen. Da gilt es, die Gäste aus dem Ausland möglichst lange im Land zu behalten. Ein Tempolimit ist da äußerst hilfreich.
Dasselbe gilt für Frankreich und Italien. Den Letzteren geht es auch um den Schutz der heimischen Wirtschaft. Wo Renault und Fiat produziert und gefahren werden, wären hohe Geschwindigkeiten ein Indiz für Lebensmüdigkeit.

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