18.03.2016
Sport, Politik und die bayerische Genetik
Kolumne im Donaukurier vom 18. März 2016
Wenn es im Inland an einer effektiven Opposition mangelt, muss man sich entweder nach Außen orientieren oder die Opposition im eigenen Lager schaffen. Oder beides zusammen. Großmeister in dieser Disziplin ist seit vorgestern definitiv der FC Bayern München. Die Situation im Inland, also in der Bundesliga, ist trostlos. Die Bayern allein auf weiter Ebene und spektakuläre Dortmunder, die sicheren Abstand halten.  
Und der Rest der Liga kämpft gefühlt gegen den Abstieg. Dabei ist die Geschäftsgrundlage der Bayern ja schon auch, dass die Bundesliga interessant bleibt. Sonst kann man sich ja gleich von der Bundesliga befreien und sich aufs Internationale beschränken. Das Problem ist aber:
Wer daheim permanent unterfordert wird, kann nicht so einfach den Schalter umlegen, wenn die großen Aufgaben in Europa anstehen. Die Bayern starteten gegen Juventus Turin furios im Hinspiel und brachten gerade noch ein 2:2 nach Hause. Nur um dann im Rückspiel leicht desorientiert hoffnungslos zurückzuliegen. Was folgte dann? Die Stunde der bayerischen Genetik. Weil es so nicht weitergehen konnte. Erst der Oberpfälzer Lewandowski, dann der Oberbayer Müller und schließlich der Mittelfranke Thiago brachten die Bayern auf die Siegerstraße, weil die Basisdeutschen wie Kimmich oder Alaba keinen guten Tag erwischt haben.
In der Politik ist es nicht anders. Weil die Bundesregierung ohne Opposition hantiert, geht sie die Dinge auf europäischer Ebene schnell zu siegessicher und lätschert an. Und wundert sich, dass Deutschland auf einmal zum Spielball der EU wird. Für die Stärke Deutschlands sieht sich dadurch genetisch bedingt die CSU verantwortlich. Große Skepsis hegt die CSU bezüglich der Merkelschen Planspiele, die Visapflicht gegenüber Türken aufzuheben. Dafür würde dann die Türkei für jeden Flüchtling, der von Griechenland in die Türkei zurückgebracht wird, einen Flüchtling aus der Türkei in die EU verfrachten. Aus bayerischer Sicht ist das keine Politik, sondern eher Halma.
Zumal Staatschef Erdogan Konsensfähigkeit nicht als sein größtes Hobby betrachtet. Sein Dialogangebot scheint der Presse zufolge darin zu bestehen, dass er statt Diskutanten eher Panzerdivisionen in die Gesprächsrunden schickt. Ohne Visapflicht könnten sich somit einige Millionen Kurden und Türken auf den Weg nach Deutschland machen. Die werden sich auch von Norbert Blüm nicht aufhalten lassen. Selbst wenn Blüm sein Zeltlager in Freilassing aufschlägt.
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