02.04.2012
Söder: Nobelpreisverdächtige Ideen
Kolumne im Donaukurier vom 30. März 2012

Es verdichten sich die Hinweise, dass der bayerische Finanzminister in Geldangelegenheiten den Durchblick kriegt. Einige seiner Vorgänger setzten sich sicherheitshalber nie diesem Verdacht aus. Deshalb konnte die Bayerische Landesbank über viele Jahre ihre wohlüberlegten Kreise ziehen und im Konzert der Großen mitspielen. Irgendwie konnte und wollte sich der Steuerzahler jedoch nie damit abfinden, dass solche Eskapaden nur mit Steuergeldern möglich sind. Da prallten einfach zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander: Hier die Landesbanker, die gerne sogar Kredite aufnahmen und dann sehr sicher und konservativ in sehr dubiosen und widersinnigen Investments anlegten. Da die sogenannten Normalbürger, die das alles irgendwann nicht mehr als ganz normal ansehen wollten. Markus Söder jedoch verfolgt einen bodenständigen Ansatz. Er will, dass die Landesbank wie ein kompetentes Institut arbeitet. Das ist natürlich ein gigantischer Paradigmenwechsel für die BayernLB. Deshalb kommt sie sich vor wie im falschen Film oder zumindest in der falschen Sportart. Nur hat Söder absolut keine Lust, darauf Rücksicht zu nehmen. Denn die EU macht Druck. Europäischen Banken soll es nie wieder gestattet werden, heiße Luft im großen Stile in ihren Bilanzen aufzunehmen. Söder hat sogar den Traum, die Landesbank ordentlich zu rekapitalisieren und mit einem nicht ganz so illegalen Geschäftsmodell auszustatten. Weil laut Söder es für eine Bank besser ist, vernünftig zu operieren und Geld zu verdienen, statt der Allgemeinheit auf die Nerven zu gehen. Denn Letzteres war ja lange Zeit Söders eigenes Geschäftsmodell, bis er auf den Pfad der Tugend zurückkehrte und nun nicht nur die Landesbank, sondern ganz Bayern schuldenfrei sehen will. Und genau da liegt nun der Hund begraben: Wenn der Freistaat für die Landesbank geradestehen soll, wird es so schnell nichts mit der Schuldenfreiheit. Und drum sollen nun lieber die Sparkassen ran und Geld in die Landesbank reinbuttern, meint Söder. Diese Idee findet Seehofer nobelpreisverdächtig. Denn auf den Gedanken, dass andere für die Sünden der Landesbank aufkommen, ist bisher scheinbar noch niemand gekommen. Gut, der Steuerzahler musste schon bluten. Aber da fehlte immer die Freiwilligkeit. Somit hat Söder nun eine wahrlich knifflige Aufgabe zu lösen: Wie kann man die Sparkassen zur Freiwilligkeit zwingen, falls sie sich weiterhin der Unvernunft verweigern?

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