17.01.2020 13:56
Söder: Nah dran an den Menschen
Kolumne im Donaukurier vom 17. Januar 2020

Söder außer Rand und Band – so in etwa könnte die Überschrift der Woche lauten. Da hat der Ministerpräsident wieder mal allerhand in Bewegung gesetzt. Wäre Söder kein Politiker, wäre er wohl eine Mischung aus Tesla-Gründer Elon Musk und Amazon-Eigner Jeff Bezos.
Musk führt nichts Geringeres im Schilde als das Weltraumtaxi zum gängigen Nah- und Fernverkehrsmittel zu machen. Bezos hat die Handelswelt auf den Kopf gestellt. Und doch sind sie nur ein kleines Licht gegen den Elan eines Söder. Denn der CSU-Chef hat diese Woche allerhand auf einmal angepackt: So will er einerseits einige Politiker auf den Mond schießen und andererseits die Welt der bayerischen Politik auf den Kopf stellen. Für viel Aufsehen sorgt allein schon seine Ankündigung, aus der Stadt München einen eigenen Regierungsbezirk zu machen. Details hat Söder noch nicht verraten.
Weshalb jetzt natürlich die Spekulationen ins Kraut schießen: Soll München eine Art bayerisches Mallorca oder gar eine Steueroase à la Monaco werden? Nicht umsonst heißt München schließlich auf Italienisch Monaco! Oder will der Regent eventuell München an die Börse bringen und mit dem Erlös dafür die bayerischen Provinzen von Hof bis Wegscheid stärken? Dann wäre es kein Zufall, dass auch etliche Behörden aus München ausgelagert werden sollen. So soll die Regierung von Oberbayern dadurch nach Rosenheim und nach Ingolstadt wandern.
Psychologisch ist so eine Verlegung nicht zu unterschätzen. Dadurch wird jedem Bürger klar: Die Regierung rückt der Bevölkerung auf die Pelle, um die Losung „Nah dran an den Menschen“ wahr werden zu lassen.
Die Geschwindigkeit, mit der Markus Söder die Dinge andenkt und angeht, ist für viele Politiker viel zu hoch. Als Allerersten haut es nun den Bauminister Hans Reichhart aus der Kurve. Der will gemütlich Landrat in seinem Heimatkreis werden. Er steigt quasi aus der Formel Eins aus und will lieber ein kleines Elektroauto gemütlich durch die Gassen von Günzburg bewegen. Mit Sozialministerin Kerstin Schreyer als Nachfolgerin hat Söder eine passende Lösung gefunden. Sie verfügt über diese robuste Fröhlichkeit, um auf jeder Baustelle den Ton anzugeben.
Daneben wirkt der stets zurückhaltend-freundliche Reichhart eher wie ein Werkstudent, den man zum Brotzeit holen schickt. Unterstützung erhält Söder derweil vom Bayerntrend: 67 Prozent für Söder, nur 36 Prozent für die CSU. Ergibt zusammen 103 Prozent. Irgendwas macht Söder scheinbar richtig.

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