18.04.2019 11:30
Söder als Ministerpräsident: Keine Limits mehr!
Kolumne im Donaukurier vom 18. April 2019

Wenn es darum geht, den Einfluss Bayerns ausweiten, kennt Ministerpräsident Söder keine Limits mehr. Als Finanzminister war er noch regional äußerst limitiert. Da galt die Schaffung eines Heimatministeriums mitsamt Verlegung nach Nürnberg quasi schon als leicht kolonialistischer Anfall. Nun aber gilt die Devise: The sky is the limit. Also quasi „Mia san überall mia“ statt „Do kannt jo a jeda daherkemma“. Zumal auch Söder es der Kanzlerin bis heute nicht verziehen hat, dass jeder daherkommen darf. Ihn zieht es immer weiter weg, weil er in Deutschland und auch in der EU keine Möglichkeiten mehr sieht, zum Wohle Bayerns agieren zu können. Also stehen automatisch zusehends Länder auf der Söderschen Agenda, in denen weder Merkel noch Juncker groß was zu melden haben.
Sein jüngstes Ziel Äthopien ist somit keinesfalls eine Zufallswahl. Selbstverständlich verzichtete Söder auch auf die Flugbereitschaft der Bundeswehr als Transportmittel. Denn Ankunft und Abflug waren von vornherein auf die Minute festgelegt. Die Bundeswehr garantiert mittlerweile nur noch den Monat, aber schon nicht mehr die exakte Woche der An- und Abreise. Vom Timing her sind Bundesminister auf Auslandsreisen also eher auf dem Niveau der Beduinen im vorletzten Jahrtausend.
Wo Söder ist, ist aber Zukunft statt Vergangenheit. Und darum strebt er gewissermaßen eine sanfte Bajuwarisierung Äthiopiens an. Die volle Unterstützung des Koalitionspartners ist ihm gewiss. Der Fraktionschef der Freien Wähler namens Florian Streibl, dessen Vater unbestätigten Gerüchten zufolge durchaus eine gewisse Nähe zur CSU pflegte, hat es jedenfalls sehr deutlich ausgedrückt: „Afrika ist der Kontinent, der uns emotional am nächsten ist.“ So eine Aussage so kurz vor der EU-Wahl ist natürlich schon wegweisend. Damit taucht nämlich eine völlig neue Frage auf dem politischen Horizont auf: Macht es dann noch Sinn, wenn Söder seinen Parteifreund Manfred Weber als Chef der EU-Kommission sehen will? Wäre Weber aus bayerischer Sicht als Afrika-Generalkommissar nicht wesentlich effektiver? Das käme Söders Naturell eigentlich sehr entgegen. Er liebt klare Ansagen und zügige Umsetzung. Die Lethargie der EU ist dem Afrikaner scheinbar fremd. Wo ein Wille, da keine lähmenden EU-Institutionen. Somit ist auch schon absehbar, welche Direktive Söder direkt nach der EU-Wahl geben wird: Er schickt den Entwicklungsminister Müller nach Brüssel. Afrika regelt Söder selber.

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