25.09.2020 11:19
Schneller dank Tempolimit !
Kolumne im Donaukurier vom 25.09.2020

Autonomes Fahren ist das Thema, das die Autoindustrie am allermeisten umtreibt. Die Automanager haben scheinbar lange vor Corona begriffen, dass die Zukunft der Arbeitswelt das Homeoffice ist. Weil dadurch logischerweise die Berufstätigen keine Zeit, keine Lust oder keinen Grund zum Autofahren haben, müssen die Autos logischerweise selber fahren können. Somit werden die täglichen Staus zwar nach wie vor existieren, aber niemanden mehr aufregen. Und wer sich tatsächlich über längere Strecken mit dem Auto bewegen will, fährt einfach nachts, wenn die Straßen leer sind. Beziehungsweise man lässt fahren, damit der Schlafrhythmus nicht durcheinandergerät. Das ist glücklicherweise kein Hirngespinst aus der Zukunft, sondern schon heute machbar.

Neulich ist in Kanada beispielweise ein Tesla mit ambitionierten und echten 150 km/h gefahren. Natürlich wird ein Kenner der Materie jetzt sagen: Dieses Tempo sollte in einem Tesla nur für Kurzstrecken bemüht werden, weil die Batterie sonst nach einer halben Stunde leer ist. Aber das Beeindruckende in diesem Fall ist: dieses Auto ist komplett autonom gefahren. Während die Insassen geschlafen haben. Und erlaubt waren nur 110 km/h. Aufgefallen ist das Auto der Autobahnpolizei. Zum einen durch die überhöhte Geschwindigkeit. Zum anderen, weil kein Fahrer zu sehen war. Denn die Sitze waren zwecks Nickerchen umgelegt. Und da Elektroautos geräuschlos fahren, drangen lediglich Schnarchgeräusche nach draußen. Was die Verkehrspolizei erst recht hellhörig machte. So was erscheint in Deutschland zumindest derzeit noch eher unmöglich. Selbstverständlich schlafen auch hierzulande viele hinter dem Lenkrad. Aber diese Klientel fährt in der Regel mit Tempomat und aufrecht sitzend ins Büro. Und unabhängig von der Tageszeit ist auch kein hohes Tempo möglich. Denn in der Früh und am Nachmittag ist Stau dank Berufsverkehr – und ansonsten gilt: Stau dank Autobahnbaustelle.

Nicht umsonst fördert der Gesetzgeber den Umstieg aufs E-Fahrrad. Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h sind da durchaus üblich mittlerweile. Da wird die Fahrt ins Büro am Stau vorbei zum reinsten Vergnügen. Und jetzt erst kapiert auch der ADAC, warum es eine Mehrheit gibt für Tempolimits auf der Autobahn. Der Anteil der Älteren steigt ja bekanntlich in Deutschland rasant. Und damit auch die Zahl der Leute, die sagen: Tempolimit 120 ist ok. Weil Tempo 100 auf dem Fahrrad reicht, um die Gesichtshaut straff zu halten
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