12.03.2021 09:12
Nüßlein - zu ehrlich für die CSU ?
Kolumne im Donaukurier vom 12.03.2021

Ein Nüßlein hat die CSU in Verruf gebracht. Welch Schmach für eine Partei mit Alleinführungsanspruch: Ein Nüßlein - nicht mal eine gestandene Nuss! Und er ist sich keiner Schuld bewusst. Warum auch? Er hat sich ja nicht bestechen lassen. Nein, es war ein ganz normales Geschäft, das er über sein Geschäftskonto hat laufen lassen. Mehr Transparenz geht nicht. Die nächste Stufe wäre schon eine Durchsage im Hörfunk gewesen. Damit ist schon mal klar: Es geht hier nicht um Korruption, sondern um Business. Ein Abgeordneter ist ja nur im Dienste der Bevölkerung, wenn er auch tatsächlich im Dienst ist. Die restliche Zeit verbringt er wie ein Normalsterblicher. Also mit Arbeit. Und Nüßleins Arbeit ist seine Beratungsfirma. Diese Firma stellte er voll in den Dienst der Pandemiebekämpfung. Seine Firma hat nämlich einer anderen Firma den Rat gegeben, Masken im großen Stil zu produzieren und zu verkaufen. Von selber wäre der Maskenproduzent wahrscheinlich nicht darauf gekommen. Man will sich gar nicht vorstellen, wo der Inzidenzwert heute wäre, hätte sich Nüßlein nicht in die Bresche geschmissen. Womöglich wäre die gerade startende dritte Welle schon vor der zweiten gekommen. Besonders armselig wirkt der Vorwurf der Steuerhinterziehung. Wo Selbständige noch nicht mal die 2019er Steuererklärung abgegeben haben, soll Nüßlein die 2020er quasi in Echtzeit übermitteln? Hinterhältig wäre eigentlich nur gewesen, wenn Nüßlein die Provision nicht in Euro, sondern in Masken sich hätte auszahlen lassen. Um diese Masken dann im Wahlkampf in seinem Wahlkreis unter die Leute zu bringen. DAS wäre nämlich wesentlich näher an Bestechung: Masken mit einem grinsenden Nüßlein drauf und einem Slogan a la „Nüßlein statt Covid“. Das hätte den Wählern suggeriert: Wer nicht diesen Sonnyboy wählt, verreckt an diesem depperten Virus.

Aus der CSU ist Nüßlein nun ausgetreten worden. Aber im Bundestag will er noch bleiben. Dafür wird er von allen Seiten heftig gerüffelt. Als Raffke steht er nun da. Dieser Vorwurf ist aber unredlich. Wenn Nüßlein Bock auf mehr Kohle hat, hockt er sich nicht in den Plenarsaal, sondern fädelt einen Deal ein. Er fürchtet eher die Langeweile: Urlaub ist derzeit nicht machbar. Gastronomie und Kulturbetriebe sind bis auf Weiteres dicht. Wenn die Union Nüßlein also nicht mehr im Bundestag sehen will, muss sie einfach schleunigst Lockerungen durchsetzen. Noch am selben Tag würde Nüßlein sein Bundestagsmandat versteigern. Auf Ebay.

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