26.03.2012
Mit dem Etat der 2. Liga in die Champions League
Kolumne im Donaukurier vom 22. März 2012

Auch wenn Bayern rein geographisch immer unten ist, gehört es zum bayrischen Selbstverständnis, in allen Belangen oben zu sein. Gerade in Sachen Digitalisierung. Je größer die Höhenunterschiede und exorbitanter die Spritpreise, umso wichtiger wird es, den Transport von Waren und Dienstleistungen nicht mehr mittels LKW zu bewerkstelligen. Wer mit der Zeit geht, verschickt längst alles per Email. Das schont nicht nur das Verkehrsnetz, sondern auch die Ressourcen. Es gilt eigentlich jetzt schon als ökologisch unverantwortlich, Pakete bis zu 100 Kilogramm nicht als PDF-Datei auf den Weg zu schicken. Und das ist erst der Anfang. Genau deshalb will die Bundesregierung, dass bis 2018 alle Haushalte eine schnelle Internetverbindung kriegen. Für Bayern bedeutet das noch viel Arbeit.
Manchen Statistiken zufolge hat nur jeder dritte Haushalt eine Leitung, die den Standards von 2018 entsprechen würde. Und für viel mehr ist gar kein Geld da.

Kurioserweise hat sich jetzt Wirtschaftsminister Zeil zu Wort gemeldet. Dass bei einem Thema, wo es eindeutig um Schnelligkeit geht, ausgerechnet jener Minister, der mit Abstand am langsamsten spricht mitreden will, ist mehr als verblüffend. Er erklärt sich bereit, alles in allem 100 Millionen Euro bereit zu stellen. Allerdings nicht aus seinem Privatvermögen. Das macht die Sache nicht wahrscheinlicher. Und schon gar nicht umfassender. Denn mit 100 Millionen kann man vielleicht mal paar Meter tiefer graben als geplant oder dickere Kabel verwenden. Alle erreichen tut man mit so einer mickrigen Summe sicher nicht. Weil sich Zeil logischerweise den schwarzen Peter nicht komplett zuschieben lassen möchte, gibt es nun sicherheitshalber einen Arbeitskreis, der das Scheitern des Digitalisierungsplans auf breiter Ebene in die Wege leitet.

Anvisiert ist offiziell eine Datenmenge von 50 Megabit pro Sekunde.
Das ist in etwa so wie wenn ein Grundschüler zwischen Frühstück und Mittagessen drei leichte Weißbiere trinkt. Also allerhand. Und für so ein gigantisches Projekt will Zeil ungefähr ein Zwanzigstel der tatsächlich benötigten Summe bereitstellen. An diesem Missverhältnis wird deutlich, wie analog das Hirn eines bayerischen Wirtschaftsministers ticken kann. Zeil erwartet sozusagen, mit dem Etat des FC Ingolstadt die Champions League gegen Barcelona zu gewinnen. Damit beweist Zeil einmal mehr: Seine eigene Leitung ist vielleicht nicht schnell. Aber sehr lang.

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