Kolumnen

Abstand ist das Gebot der Stunde angesichts der Pandemie. Der Bundesregierung wird sogar vorgeworfen, zeitlichen Abstand zu halten – zu brauchbaren Lösungsansätzen. Aber es gilt festzuhalten: Der Plan A funktioniert. Also der Plan, bei der Beschaffung der Impfungen erst monatelang in einer ambitionierten Verweigerungshaltung zu verharren. Um dann bei aktionistischer Trägheit viel zu wenig von dem Zeug zu bestellen. Und das auch noch über die EU, damit die Frage nach dem Sündenbock gleich vorab geklärt ist. Das führt zu der derzeitigen Situation, dass zum Beispiel in Israel längst Dreißigjährige geimpft werden. Während in Deutschland noch jede Menge 90-Jährige auf die Impfung warten. Das ist natürlich kein Schicksal, sondern einfach Pech. Wer darin Staatsversagen statt Konzept sieht, dem sei mehrmals am Tag gesagt: Deutschland ist nicht mal auf den ganz gewöhnlichen Alltag vorbereitet, geschweige denn auf eine Pandemie. Ein Staat, der weltweit führend ist bei Steuern und Abgaben sowie bei den Strompreisen, ist irgendwann (eigentlich schon seit Jahren) einfach nur satt. Das Vollkaskodenken, das viele Bürger angeblich auszeichnet, lebt die Bundesregierung weidlich aus. Warum? Weil es geht. Und weil es auch von den Insassen des Landes belohnt wird. Hat die drollige Wurschtigkeit der Kanzlerin ihr jemals geschadet? Die Beliebtheitswerte von Merkel sprechen eine eindeutige Sprache. Merkel bekommt immer wieder bestätigt, dass es sich lohnt, sich nicht zu erklären, sondern die Dinge laufen zu lassen. Kritiker monieren gerne, dass ein Unternehmer längst pleite wäre, würde er sein Tagesgeschäft ähnlich konzeptlos verrichten wie die Bundesregierung. Aber ein nicht unwichtiger Unterschied wird dabei unterschlagen: Ein Unternehmer muss Geld verdienen – während eine Regierung sich das Geld quasi selber drucken kann. Weshalb da die Forderung aufkommt, die Kanzlerin möge sich doch endlich mal erklären, bleibt kryptisch. Und dennoch hat sich die Kanzlerin diese Woche gleich zweimal bereit erklärt, sich vor großem TV-Publikum nicht zu erklären. Einmal im öffentlichen Fernsehen, einmal im Privatfernsehen. Dadurch sollte der Beweis erbracht werden: Ja, es gibt Angela Merkel noch. Nein, zu melden hat sie nichts, auch wenn sie das Sagen hat. Und wer bald geimpft werden will, muss halt nach Israel. Wer sich über das Impfdebakel ärgert, soll Merkel-TV schauen. Einen besseren Blutdrucksenker hat derzeit nicht mal Pfizer.