22.09.2016
Merkel: Sie schafft das!
Kolumne im Donaukurier vom 23. September 2016
Wer wünscht sich das nicht: Einfach mal die Zeit ein paar Jahre zurückdrehen. Und dann so manches ganz anders anpacken. Gut, oft fallen Fehlentscheidungen natürlich erst im Nachhinein auf. Der falsche Ehepartner, der falsche Job, der falsche Planet. Kennt man alles. Wenn schon nicht aus eigener Erfahrung, dann zumindest aus der Verwandtschaft oder eben neuerdings auch von der Bundeskanzlerin. Bei Angela Merkel ist es sogar besonders auffällig, dass erst 82 Prozent der Deutschen zu der Erkenntnis kommen mussten, dass sie scheinbar auf dem Holzweg unterwegs ist und trotzdem noch Gas geben wollte. Der Kanzlerin wurde nicht fristlos gekündigt, sondern bei diversen Wahlen aufgezeigt, wie zufrieden man mit ihr war. Merkel kam quasi nicht selber drauf, sondern wurde vom Volk darauf gekommen. Das ist jetzt beim Lesen natürlich eine ziemlich bescheuerte Konstruktion. Wie auch die ganz breite Mehrheit im Lande die Flüchtlingspolitik Merkels als solche zu deuten vermag. Woher rührt diese Geduld im Lande? Womöglich aus der Erkenntnis, dass die Kanzlerin bei den ganz Großen Entscheidungen eigentlich sehr präzise danebenlangt.
Nach Fukushima übertölpelte sie ganz Europa mit ihrem Atomausstieg. Mit der Folge, dass nun Deutschland zwar absurd hohe Endpreise für Strom hat, aber dafür auch mehr Kohlendioxid denn je in die Atmosphäre bläst. Eben jene Atmosphäre verschlechterte sich dann zusehends, als sie ein Sparprogramm für Griechenland durchsetzte, das sowohl Griechenland jetzt als auch Germany bald ärmer macht. Mit ihrem Wir schaffen das hat sie dafür gleich den ganzen Kontinent nicht nur geteilt, sondern eher schon gevierteilt und nebenbei geteert und gefedert. Es verdient durchaus Hochachtung, wie Merkel es schafft, zeitgleich die teuerste und destruktivste Lösung zu präsentieren. Doch nun, und auch das verdient Hochachtung, kommt die Kehrtwende: Sie verspricht konstruktive Ansätze. Das bedingt einen enormen Vertrauensvorschuss.  
Wer es gewohnt ist, in Deckung zu gehen, weil Merkel wieder mal eine Erleuchtung hatte, mag nun eher skeptisch reagieren. Doch die Fakten sprechen für die Glaubwürdigkeit Merkels. Denn all das, was sie in den letzten Jahren ohne Rücksicht auf Verluste so ziemlich aller Beteiligten fabriziert hat, hatte sie vorab angekündigt. Wenn sie jetzt so offensiv ankündigt, in Zukunft lieber sinnvolle Entscheidungen treffen zu wollen, wird sich wohl so manch einer denken: Sie schafft das.
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