03.01.2020 12:39
Merkel prophezeit: Es kommen gute Jahre ... auch für Reisende mit der Deutschen Bahn
Kolumne im Donaukurier vom 03. Januar 2020

Es soll Leute geben, die sich gegen Jahresende fragen: Wie wird das nächste Jahr wohl werden? Genau für diese Bürger gibt es die wunderbare Einrichtung, die sich Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin nennt. Es sollte eigentlich zum Pflichtprogramm gehören, sich diese Worte anzuhören. Denn dann wäre schon pünktlich am 31. Dezember jegliche Skepsis bezüglich der Zukunft verflogen. Angela Merkel war diesmal sogar besonders großzügig und hat sich nicht nur das Jahr 2020 vorgeknöpft, sondern gleich das ganze Jahrzehnt. Um das Wichtigste gleich vorwegzunehmen: Laut Merkel können die 20er Jahre gute Jahre werden. Das ist doch schon mal eine klare Ansage. Damit kann jeder was anfangen. Auch wenn einige zunächst stutzen werden. Weil sie sich schlicht keinen Zusammenhang zwischen Angela Merkel und guten Jahren vorstellen können. Doch Optimismus ist wirklich selbst unter Schwarzmalern und Sozialdemokraten angebracht. Denn angeblich will Merkel ja nicht mehr kandidieren und somit auch keiner guten Zukunft im Weg stehen. Dazu kommt nun ganz frisch als Vorkämpferin für eine gute Zukunft die Deutsche Bahn. Die Bahn kann nun günstigere Preise anbieten, weil die Mehrwertsteuer auf Bahntickets von 19 auf sieben Prozent gesenkt wurde. Klimaforscher haben nämlich einen interessanten Zusammenhang zwischen einer niedrigen Mehrwertsteuer und niedrigen CO2-Emissionen festgestellt.  Nicht umsonst hat die Bahn im Dezember werbewirksam Greta Thunberg eingesetzt. Das Mädchen hat aus Sicht der Bahn eindrucksvoll bewiesen, dass Bahnfahren sowohl in der ersten Klasse sitzend als auch auf dem Gang sitzend möglich ist.
Kritiker der Bahn betonen jedoch permanent die Unpünktlichkeit der Bahn, weshalb sie für Mitmenschen mit eng getaktetem Zeitplan gar nicht in Frage käme. Das ist natürlich mehr als kleinkariert gedacht.
Gilt doch seit dem letzten Jahr nicht mehr das Flugzeug, sondern das Segelboot als Referenzgröße. Ansonsten gibt sich die Bahn sehr realistisch. Statt völlig unnötig an der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu arbeiten, hat sie vor allem das WLAN als verbesserungswürdig entdeckt. Sowohl auf den Bahnhöfen als auch im ICE soll das WLAN bald durchgehend funktionieren. Die Bahn bereitet sich also damit auf die von Merkel prophezeiten guten Jahre vor. Sprich:
Der Bahnkunde von morgen wird sehnsüchtig auf Verspätungen hoffen.
Damit er in aller Ruhe surfen kann. Ob am Bahnsteig stehend oder im stehenden ICE sitzend.

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