23.07.2021 08:27
Merkel for DFB-President!
Kolumne im Donaukurier vom 23.07.2021

Heute steigt das Gigantenduell Schalke 04 gegen den HSV. Und bevor die nicht am Fußball interessierte Leserschaft sich abwendet, sei gleich gesagt: Es wird in diesem Text nur sehr nebensächlich um Fußball gehen. Weil selbst im deutschen Fußball der Fußball nur noch Nebensache ist. Der DFB bewegt sich seit Jahren zwischen Implosion und Desillusion. Und das Spiel Schalke-HSV ist lediglich der Auftakt der zweiten Bundesliga. Was auch wieder ins Bild passt, weil bei der EM neulich Germany seine Zweitklassigkeit bewiesen hat. Das wiederum passt hervorragend zur gestrigen Pressekonferenz der Bundeskanzlerin. Die internationale Öffentlichkeit hat längst so eine Art Schlussbilanz der Merkel-Ära gefällt. Grob zusammengefasst ist die Kanzlerin da eine Mischung aus Schalke, HSV und DFB. So wie diese Institutionen sich so lange in ihrer Selbstgefälligkeit badeten bis zum bösen Erwachen, hat Merkel sich ebenso selbstgefällig präsentiert gestern. Und zwar „selbstgefällig“ im wahrsten Sinne des Wortes: Ihr hat es selber gut gefallen, was sie in gut eineinhalb Jahrzehnten getan und gerne auch mal unterlassen hat. Besonders humorig war folgende Aussage von ihr: „Aber die Art und Weise, wie wir es machen, kann Beispiel sein für andere, dem zu folgen.“ Das meint die Kanzlerin ein paar Tage nach einer Katastrophe, wo sich der staatlich organisierte Katastrophenschutz als eigene Katastrophe herausgestellt hat. Aus Merkelscher Sicht hat sich quasi das nicht vorhandene Frühwarnsystem bestens etabliert. Und zwar mit der Präzision und Zuverlässigkeit eines Airbags, der sich ungefähr drei Stunden nach einem Aufprall öffnet. Ähnlich erfolgreich funktionierte bekanntlich schon letztes Jahr das staatliche Agieren bei der Pandemie: Erst mal abwarten, ob das Virus überhaupt willens und in der Lage ist, sich in Deutschland auszubreiten. Noch ein schönes Zitat von gestern: „Ich bin der Meinung, dass ich sehr viel Kraft für den Klimaschutz aufgewandt habe.“ Da zeigt sich eine interessante Bewertung: Wichtig ist also nicht, ob der Kraftaufwand Sinn macht, sondern dass überhaupt Kraft aufgewandt wird. Gleiches kann nämlich auch der DFB mit Fug und Recht von sich behaupten. Der Kraftaufwand, bis die DFB-Funktionäre und -Kicker im sportlichen und moralischen Niemandsland landeten, war über Jahre enorm. Auf die Richtung wurde kein allzu großer Wert gelegt. Angela Merkel als neue DFB-Präsidentin – das wäre daher eine passende Anschlussverwendung.

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