22.05.2012
Kabinettssitzungen bald reine Selbstgespräche?
Kolumne im Donaukurier vom 19. Mai 2012

Sarkozy ist nicht mehr Präsident. Und auch nicht mehr der Knutschbruder von Angela Merkel. Und schon gar nicht mehr der Mann, der den Startknopf von Atombomben drücken darf und kann. Das ist jetzt insofern unpassend, weil nämlich seine Frau Carla Bruni ihn nach eigenem Bekunden nur deshalb geheiratet hat. Da stellt sich die Frage:
Darf ein scheidender Präsident ein paar Atombomben als Souvenir mitnehmen? Wenn es dem Ehefrieden in der Familie Sarkozy dient, sollte man dem angeblich unbeliebtesten Franzosenführer aller Zeiten ruhig mal den Kofferraum füllen aus dem Atomarsenal. Nicht dass der Mann sonst auf die Idee kommt, irgendwann doch noch mal anzutreten. Wobei er damit der deutschen Kanzlerin einen Herzenswunsch erfüllen würde.
Merkel war stets begeistert von Sarkozy, weil dieser so ein Ankündigungsweltmeister war. Und solange der Franzose es nur bei Worten beließ, konnte sich Angela auch zurücklehnen und den Röttgen einen guten Mann sein lassen. Doch jetzt steht eben dieser Röttgen als schlechter Mann da und würde dementsprechend am liebsten eine Atombombe auf das Kanzleramt schmeißen. Man stelle sich nur mal vor, Merkel würde jeden unfähigen Minister aus dem Amt befördern! Da wären Kabinettssitzungen bald reine Selbstgespräche.

Das Gleichgewicht in der Bundesregierung bleibt trotz Rausschmiss von Röttgen gewahrt. Denn dafür, dass ein Minister gehen musste, kriegen die anderen in Zukunft deutlich mehr Gehalt. Und zwar frei von jeglichem Leistungsnachweis. Das wird wiederum beim Nachfolger von Sarkozy mächtig Eindruck machen. Herr Hollande findet es nämlich abartig, dass mitten in Europa Pleitestaaten vernünftig mit Geld umgehen sollen. So in etwa dachte Merkel scheinbar bis zur NRW-Wahl.

Doch dort gewann eben nicht Röttgen, sondern Frau Kraft, weil sie glaubwürdiger Neuschulden macht als der Konkurrent. Daher muss Merkel mit Hollande in Zukunft herzlicher umgehen als bei dem ersten Treffen diese Woche. Keine Knutscherei, kein gemeinsames Besäufnis an der Hotelbar. Hollande hatte sowieso alles unternommen, um den Aufenthalt bei Merkel so kurz wie möglich zu halten. Erst flog er ins falsche Land. Dann ließ er den Blitz im Flugzeug einschlagen. Und dann ließ er sich doch noch weichklopfen, um das erste Date mit der Kanzlerin wahrzunehmen. Genau das entspricht auch dem aktuellen europäischen Geist:
Man weiß zwar, dass es den anderen gibt. Aber das Warum will niemandem so recht einleuchten.

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