29.12.2016
Jahresauftakt auf Bayerisch: Der 1. Spieltag der Bundesliga
Kolumne im Donaukurier vom 23. Dezember 2016
Für kurze Zeit hatte Bayern sein Selbstverständnis verloren. Und damit natürlich auch sein Selbstvertrauen. Der eigentliche Jahresauftakt in Bayern ist ja bekanntlich nie der 1. Januar, sondern wie immer der erste Spieltag der Bundesliga. Da gehört es sich, dass der FC Bayern sich sofort an die Spitze stellt und dort auch bleibt. Und zwar am liebsten mit gehörigem Abstand. In diesem Herbst war es irgendwann mal dahin mit all der Selbstgewissheit. Zum einen zählte man irgendwann nicht mehr die Siege, weil sie mitunter ausgeblieben sind. Zum anderen zählte man dafür die Nudelportionen, die Neu-Trainer Ancelotti zu verzehren pflegt. Als ob die Kohlehydratrationen des Coaches unweigerlich zu einer unerfreulichen Behäbigkeit der Spieler führen würden. Dazu gesellte sich das seltsame Auftreten des Aufsteigers RB Leipzig. Wochenlang entstand der Eindruck, die Leipziger hätten noch gar nicht begriffen, dass ein weiterer Aufstieg schon rein organisatorisch gar nicht mehr möglich ist. Auf einmal standen die Neulinge tatsächlich an der Tabellenspitze. Sie schienen sogar zu ignorieren, dass längst wieder Uli Hoeneß das Zepter übernommen hatte beim Rekordmeister. Und zwar mit sagenhaften 97,7 Prozent. Derlei Wahlergebnisse hatte zuletzt nur noch Fidel Castro erreicht. Weshalb es den guten Fidel schier umhaute, als er von Ulis Triumph hörte.
Derweil wunderte sich der Fußballbetrieb über die Leipziger Red-Bull-Variante des Sozialismus: Kein Großverdiener im Team, lauter Fast-Unbekannte, aber immer Vollgas. So lag es wieder mal beim bayerischen Strukturausgleichfonds, die Dinge zurecht zu rücken. Der FC Ingolstadt, bis dahin eher in einem sehr regenerativen Modus unterwegs, stutzte den kickenden Taurindosen die imaginären Flügel.  
Und gab nebenbei Ex-Trainer Hasenhüttl noch eins aufs Dach. Womit auch klar wurde, weshalb die Schanzer überhaupt in der Bundesliga geblieben sind:
Für internationale Spiele ist das Stadion zu klein. Für den Abstieg ist das Stadion zu schön. Aber wenn es darum geht, dem FC Bayern den Rücken frei zu halten, geht auf einmal alles. Es war sogar Uli Hoeneß selber, der Hasenhüttl als zukünftige Option in Sachen Ancelotti-Nachfolge ins Spiel brachte. Das war ein großes Kompliment in Richtung Ingolstadt. Und ein zu großes Kompliment für Hasenhüttl.  
Bekanntlich zeigte er sich dann derart dankbar, dass sein Team in München vorbildlich war. In puncto Ehrerbietung für den Gastgeber.
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