05.12.2014
Integrationsgipfel statt eine ganze Woche der Toleranz
Kolumne im Donaukurier vom 05. Dezember 2014

Wenn es darum geht, gegen Ende des Jahres eine besinnliche Grundstimmung zu schaffen, ist Bundeskanzlerin Merkel kaum zu toppen.
Machte die ARD neulich noch eine ganze Woche der Toleranz, haute die Kanzlerin diese Woche wieder ihren Integrationsgipfel rein. Quasi ihr persönlicher Tag der Toleranz. Was soll man sich auch eine ganze Woche mit dem Toleranzthema rumplagen, wenn man das auch binnen eines Tages erledigen kann? Jedenfalls lagen der Kanzlerin beim jetzigen Integrationsgipfel vor allem die migrantischen Jugendlichen besonders am Herzen. Denn diese jungen Menschen sollten gefälligst eine Ausbildung machen. Und die Unternehmen sollten diesen Leuten gefälligst eine Lehrstelle geben. Dazu auch noch einen Coach! Ja, Merkel will den jungen Leuten aus den sogenannten anderen Kulturkreisen einen Trainer zu Seite stellen. Damit sie sich in der deutschen Arbeitswelt zurechtfinden. Und damit sie sich an ein zivilisiertes Miteinander in einer pluralistischen Gesellschaft gewöhnen. Das ist ja schon mal allerhand, aber dennoch eindeutig zu wenig. Sagen zumindest die Migrantenverbände. Denn das Problem sei, so diese Verbände, dass ja ein türkischer oder arabischer Name auf der Bewerbung schon ausreicht, dass die Lehrstelle in weite Ferne rückt.
Gerade türkischen Bewerbern soll es immer öfter passieren, dass sie für Araber gehalten werden. Während Araber eher für Fremde gehalten werden. Die Lösung aus Sicht der Migrantenverbände sind anonyme Bewerbungen. Man soll aus der Bewerbung weder das Geschlecht und Alter noch den Namen und die Herkunft ermitteln können. Falls das tatsächlich so kommt, wäre es für die Unternehmen transparenter. Die wüssten dann gleich: Eine anonyme Bewerbung kann schon mal nicht von einem Deutschen kommen. Ob das die Sache für Fremdkulturvertreter leichter macht, sei mal dahin gestellt. Aber angenommen, die anonyme Bewerbung führt zu einem Bewerbungsgespräch von Angesicht zu Angesicht:
Wie soll denn da die Anonymität gewährt werden? Werden dem Personalleiter der Firma die Augen und Ohren zugebunden? Oder trägt der/die Bewerber/in eine Burka, um den Schein des Anonymen zu wahren?

Es tauchen also relativ schnell etliche Fragezeichen auf, die die Umsetzbarkeit dieser Idee in weite Ferne rücken lassen. Deshalb war auch Frau Merkel nicht angetan von dieser Idee. Sie findet Burkas übertrieben. Ihrer Meinung nach ist für eine anonyme Bewerbung ein Hosenanzug völlig ausreichend.

Zurück