10.05.2019 12:42
Innovative Schlagzeilen aus Berlin
Kolumne im Donaukurier vom 10. Mai 2019

Berlin ist nicht nur Hauptstadt, sondern auch Taktgeber für den Rest des Landes. Nicht umsonst zieht es viele Kreative dorthin.
Zukunftsträchtige Innovationen sind in Berlin an der Tagesordnung. Man denke nur an den BER: Schon bei der Planung des Flughafens wussten die Verantwortlichen, dass in absehbarer Zeit Fliegen aus ökologischen Gründen erst verteufelt und dann verboten wird. Deshalb war der BER von Anfang an so konzipiert, dass eine Inbetriebnahme gar nicht mehr notwendig ist. Was in der deutschen Öffentlichkeit gern mal als Gipfel der Peinlichkeit und Inkompetenz angesehen wird, genießt unter Öko-Aktivisten einen hervorragenden Ruf. Welcher Flughafen kann schon von sich behaupten, komplett emissions- und geräuschfrei zu sein? Die Milliarden wurden also nicht verschwendet, sondern investiert in Umwelt- und Lärmschutz.
Diese Woche hat Berlin wieder für innovative Schlagzeilen gesorgt. Der berühmte Görlitzer Park ist seit Jahren bundesweit bekannt als Drogenumschlagsplatz Nummer eins im Lande. Den illegalen Drogenhandel zu unterbinden macht für den Berliner Senat keinen Sinn. Immerhin ist der Park ein Tourismusmagnet im doppelten Sinne. Sowohl Konsumenten als auch dealende Illegale aus aller Herren Länder profitieren von dieser Sonderwirtschaftszone. Im Görlitzer Park funktioniert die Globalisierung tadellos. Aber wo wirtschaftliche Euphorie, da oft keine vernünftige Regulierung. Man kennt das auch von der Digitalisierung. Der Manager dieses Parks kommt jetzt deshalb mit einer vernünftigen Idee daher: Er wünscht gekennzeichnete Flächen für die Dealer. Damit die im Park spielenden Kinder auch gleich erkennen, ob der nette Onkel einfach nur auf seine Familie wartet oder ob er freiberuflich im Einsatz ist.
Der Vorschlag wird sehr kontrovers diskutiert. Weil es seltsamerweise immer noch Zeitgenossen gibt, die Rauschgift nicht unbedingt als Bereicherung ansehen. Abgesehen davon, dass sich natürlich der Verkäufer bereichert. Aber eigentlich sollte diese Idee sogar noch ausgeweitet werden. Warum nicht auch gekennzeichnete Zonen für Autodiebstähle und Einbrüche? Hätte den Vorteil: Wer sich dort aufhält, kann gleich damit rechnen, dass er Geld zurücklegen sollte für ein neues Auto oder eine neue Uhrensammlung. Und das Fachpersonal könnte noch gezielter vorgehen statt erst stundenlang nach Opfern zu suchen. Die daraus resultierende Freizeit sollte dann der Erholung dienen. Zum Beispiel im Görlitzer Park.

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