10.04.2012
Im Tandem mit den Piraten
Kolumne im Donaukurier vom 07. April 2012

Beim Stichwort Piraten fielen einem bisher eigentlich eher diverse Schwarzweißfilme mit Errol Flynn ein. Oder Reportagen aus Somalia.
Wenn nun aber sogar Bayerns oberster Sicherheitsmann vor Piraten warnt, muss irgendwas passiert sein. Zur Entwarnung sei gleich gesagt:
Niemand wurde von Piraten überfallen. Und Somalia liegt nicht in der Oberpfalz. Fakt ist jedoch: sowohl bei Wahlen als auch in Umfragen legen die Piraten zu. Das darf dem Innenminister natürlich keine Ruhe lassen. Denn die Piraten bieten viel Internet und dafür keine Haltung. Also das exakte Gegenteil der CSU. So erklärt sich auch, weshalb Herrmann die Piraten als Urheber von Chaos und Anarchie ansieht.

Vielleicht sollte die CSU aber bald umschwenken und die Piraten als Koalitionspartner willkommen heißen. Die Alternative namens FDP bröselt ja gerade sauber auseinander. Die Piraten wollen alles umsonst. Die Liberalen wollen alles vergeblich. Da erkennt selbst der sprachlich nicht so Versierte, dass umsonst und vergeblich nicht unbedingt das gleiche bedeuten muss. Außer der Einstellung, generell alles kostenlos zur Verfügung zu stellen, verfügen die Piraten über keine Prinzipien. Dadurch sind sie natürlich eine echte Abwechslung in der sonst eher festgefahrenen politischen Landschaft. Was der Innenminister verkennt: im Tandem mit den Piraten kann die Staatspartei mehr oder weniger sämtliche Wähler gewinnen. Denn jeder, der nicht freiwillig CSU wählt, ist parteipsychologisch gesehen entweder ein Stinkstiefel oder hat von nichts eine Ahnung oder eben beides. Und ist somit der ideale Piratenwähler, auch wenn er sich bisher beispielsweise eher für die SPD oder gar aus Versehen für die Grünen entschieden hat. Glaubt man der Wissenschaft, nimmt die Zahl der Arbeitsunwilligen und Ahnungslosen eher zu. Und diese Gruppen stellen fest, dass sie weder bei der SPD noch bei den Grünen gut aufgehoben sind.

Das Potenzial für die Piraten wird also eher noch zunehmen. Herrmann sollte daher eher den Dialog mit den Piraten anstreben. Wenn man zu sehr auf Konfrontation baut, könnte nämlich folgendes passieren: Die Wähler merken, dass es auch in der CSU Leute gibt, die keine Ahnung haben. Diese wären dann auf demselben Niveau wie die Piraten. Nur die Piraten aber haben Ahnungslosigkeit als Parteiprogramm. Und die jüngsten Ergebnisse belegen: Der Wähler akzeptiert Inkompetenz nur, wenn diese auf Überzeugung basiert.

Zurück