11.03.2016
Harem: Feminismus neu interpretiert
Kolumne im Donaukurier vom 11. März 2016
Vor lauter EU, Flüchtlinge und Landtagswahlen sind die wirklich wichtigen Themen ein bisschen hinten runtergefallen in letzter Zeit.  
Allen voran das Thema Feminismus. Das ist schade, denn immerhin sehen diverse Parteien in dieser Fragestellung ihre hauptsächliche Daseinsberechtigung. Allen voran die Grünen. Nachdem alles, was mit Ökologie und Umweltschutz zu tun hat, von der CDU gekapert wurde, ist es für die Grünen nicht unbedingt leichter geworden. Dass die Türkei jetzt auch noch zum Mittelpunkt Europas geworden ist, schmeckt den Grünen auch nicht. Zusätzlicher Frust herrscht zudem, weil Kretschmann nur als verkappter CDU-Mann Erfolg in Baden-Württemberg hat. Der Mann hat den Grünen schmerzhaft aufgezeigt: Erfolg und Realitätssinn schließen sich nicht aus, sondern bedingen einander.
Umso schlimmer kommt es für Grünen nun auch beim Feminismus. Da ist die Frau des türkischen Präsidenten nämlich drauf und dran, den Grünen zu zeigen, wie aktive Frauenförderung in einer modernen Welt funktioniert. Aus ihrer Sicht liegt das Rezept für die Zukunft der Frauen in der Vergangenheit. Genau genommen im Osmanischen Reich.  
Während die Grünen ihr Heil in dieser Angelegenheit immer noch in verpeilten Gender-Zirkeln suchen, erweist sich die First Lady der Türkei als herzerfrischend innovativ. Laut Frau Erdogan ist nämlich der Harem die Institution, die Frauen nach vorne bringt. Sie bezeichnet den Harem als Lehreinrichtung, in der Frauen auf das Leben vorbereitet wurden. Die Grünen konnten leider noch keine Einrichtung präsentieren, die den Frauen einen ähnlichen Nutzen hätte bescheren können. Die grüne Alles-kann-nichts-muss-Mentalität hätte in einem Harem auch keine Chance. Der Harem hatte einen soliden Regelkatalog, der für alle galt. Also auch für die Männer und sogar für den Sultan.  
Mehr Gleichberechtigung geht definitiv nicht. Und die Haremsdamen hatten sogar das Privileg, zur Unterhaltung des Sultans beizutragen.
Nur zum Vergleich: Beim Musikantenstadl war beispielsweise nie eine Frau die Unterhaltungschefin, sondern 144 Folgen lang Karl Moik und dann Andy Borg. Für den Feminismus ist das ein Schlag ins Gesicht. Da hilft es auch nichts, dass Andy Borg phasenweise eine Frauenfrisur hatte. Vielleicht verstehen es jetzt all die Merkel-Kritiker, warum die Kanzlerin bei der Lösung des Problems lieber auf die Türkei setzt als auf die Grünen. Die Grünen sind ihr einfach zu rückwärtsgewandt.
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