16.07.2021 16:36
Fit for 55 - weniger ist mehr!
Kolumne im Donaukurier vom 16.07.2021

Mit Fit for 55 will die EU-Kommission dem Klimawandel zeigen, wo der Hammer (und das Thermometer) hängt. Präsentiert wurde dieses Vorhaben von Ursula von der Leyen. Eine bessere Botschafterin für Klimaneutralität hätte man nicht finden können. Weniger Kohlendioxid bedeutet schließlich weniger wirtschaftliche Aktivität und weniger Mobilität. Wenn es darum geht, Stillstand effizient zu organisieren, macht einer Von der Leyen niemand was vor. Das hat sie auf ihren bisherigen politischen Stationen eindrucksvoll bewiesen. Als Familienministerin sorgte sie dafür, dass die Rahmenbedingungen für Familien sich nicht an eine veränderte Arbeitswelt anpassen. Das legten ihr manche Kritiker noch als Desinteresse am Amt aus. Doch spätestens als sie Verteidigungsministerin wurde, dämmerte jedem: Als Granaten-Uschi legte sie den Grundstein für ihren Klima-Aktivismus. Bei der Bundeswehr fuhren auf einmal keine Panzer mehr. Hubschrauber hoben nicht mehr ab und wurden höchstens an schwül-heißen Tagen als Ventilator eingesetzt. Flugzeuge wurden bestenfalls Zeuge der eigenen Fluguntauglichkeit. Damit wurde die Bundeswehr nicht nur zur Botschafterin des Pazifismus, sondern auch die weltweit erste CO2-neutrale Armee.

Die EU-Kommission verkündet es ohne Umschweife: Wer in Zukunft mit fossiler Energie heizen oder sich fortbewegen will, darf richtig blechen. Das trifft natürlich die Mittel- und Unterschicht relativ hart. Die Botschaft aus Brüssel an diese Klientel ist somit: Kauft E-Autos und zieht in moderne Wohnungen mit guter Dämmung und Wärmepumpe! Das könnte zwar an Kleinigkeiten wie fehlendes Kapital scheitern. Aber die EU denkt die Dinge nicht klein, sondern groß. Um die Finanzierung – Stichwort Eigenverantwortung – soll sich der Europäer gefälligst selber kümmern. Als Zuckerl gibt es einen Teil der Klimaabgabe zurück. Wem das zu wenig ist, muss halt sein Glück außerhalb der EU versuchen. Geld sparen ist aber tatsächlich nicht unmöglich: Denn es muss in Zukunft auch weniger Strom verbraucht werden als heute, weil der Ausbau erneuerbarer Energien gerne vor Ort ausgebremst wird. Weniger TV-, Laptop- und Smartphone-Nutzung ist also eingepreist von der Kommission. Notfalls dreht der Staat den Strom ab. Klimaneutralität bedeutet folglich eventuell: Man sitzt daheim im Kerzenlicht und Daunenanorak und unterhält sich mit der Familie. Damit ist auch klar, wer am meisten von der Klimaneutralität profitieren wird: Die Psychiater.

 

Zurück