19.06.2020 14:25
FC Bayern: Ohne Zuschauer, aber mit Ball zur 8. Meisterschaft in Folge!
Kolumne im Donaukurier vom 19. Juni 2020

Wie wirkt sich Corona auf den Charakter aus? Das mag wie eine philosophische Frage klingen. Doch in Wahrheit zielt sie auf die knallharte Realität. Unter erschwerten Bedingungen trennt sich bekanntlich die Spreu noch schneller vom Weizen. Und damit sind wir auch schon beim Rekordmeister FC Bayern, der mit dem achten Titel in Serie noch einen Rekord aufgestellt hat. Was an sich auch schon wieder ein Rekord ist bezüglich der Anzahl der Rekorde. Dabei waren die Zweifel groß, ob Profifußball in Zeiten von Corona funktionieren kann.
Ebenso groß war die Panik, dass das Niveau der Spiele mangels Konzentration und Motivation in den Keller rauschen würde ohne Fans.
Daher erst mal ein bisschen Statistik: Der Rückstand der Münchner auf den Tabellenführer Leipzig betrug in der Winterpause vier Punkte.
Daraus ist aktuell ein Vorsprung von 13 Punkten geworden. Fußball ohne Zuschauer klappt also prima. Lediglich Fußball ohne Ball wäre ein Problem. Oder Fußball ohne Fußballer. Das mag jetzt all die Fans wurmen, die ihre ganze Daseinsberechtigung auf ihre Präsenz in der Südkurve zurückführen. Die Bayern-Profis aber haben aufgezeigt, dass sie nicht um der öffentlichen Anerkennung willen spielen, sondern um ihrem Verein zu Ruhm und Ehre zu verhelfen.
Corona trägt also zur Normalisierung des Fußballs bei. Es ist ein Zurück zu den Wurzeln. Denkt man sich die TV-Kameras weg, ist die Allianz-Arena auf Augenhöhe mit den Bolzplätzen im Freistaat. Unter diesen Umständen nicht nur zu gewinnen, sondern auch technisch wie taktisch hochwertigen Sport zu bieten, zeugt von einem sauberen Charakter im Bayern-Kader. Das ist alles andere als selbstverständlich. Der FC Schalke 04 beispielsweise lag zur Winterpause nur drei Punkte hinter dem FCB. Dieses Delta ist momentan auf 37 Punkte angeschwollen. Dabei wollte Schalke-Präsident Tönnies endlich mal beweisen, dass die Königsblauen aus Gelsenkirchen in eine Liga mit Bayern und Dortmund gehören. Mit der Folge, dass der Klub jetzt finanziell auf dem Zahnfleisch daherkommt, weil er sich am eigenen Anspruch und an der Wirklichkeit die Zähne ausgebissen hat.
Umso höher ist diese Meisterschaft der Bayern einzustufen. Und umso wichtiger wäre es für die treuen Fans, an diesem Titel indirekt teilhaben zu dürfen. Neben den üblichen Heim- und Auswärtstrikots sollte der Ausrüster Adidas daher unbedingt eine besondere Memorabilie auf den Markt werfen. Wie wäre es mit einem Geisterspiel-Trikot?

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