11.07.2020 15:14
EU: Künftig mehr Halligalli per Losentscheid?
Kolumne im Donaukurier vom 10. Juli 2020

„Wir resignieren nicht, wir müssen uns nur schütteln.“ Vom wem könnte dieser Satz stammen? Von der Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die sich mehr Frauen in der Politik wünscht? Oder von Tomas Oral, seines Zeichens Trainer des FC Ingolstadt? Der Mann verordnete aus Ehrfurcht vor dem größten Fan des 1. FC Nürnberg (Markus Söder) seinem Team eine gewisse Zurückhaltung im ersten Relegationsduell. Oder ist die Urheberin gar Angela Merkel? Die Kanzlerin ist jetzt immerhin für ein paar Monate politische Oberbefehlshaberin in der EU. Wer ihren Worten in Brüssel diese Woche lauschte, wurde sofort gepackt von ihrer Euphorie. Merkel ist ja bekannt für ihren breit angelegten Humor.
Dementsprechend zählte sie vor dem EU-Parlament erst mal die großen EU-Errungenschaften der letzten Jahre auf: eine solide Finanzkrise, das Scheitern einer brauchbaren EU-Verfassung und das koordinierte Vorgehen bei der Flüchtlingskrise. Aber eine sich schüttelnde Merkel mag man sich nicht so recht vorstellen. Und eine resignierende Aigner passt auch nicht ins Bild. Weshalb das Eingangszitat eindeutig dem FC-Trainer Oral zuzuordnen ist. Denn damit wollte er den Schanzern klar machen, dass im Rückspiel daheim alles drin ist.
Was haben nun Aigner, Merkel und Oral gemeinsam? Alle sind bestrebt, in ihrem vorübergehenden Einflussgebiet zählbare Erfolge zu erringen.
Und das geht nur über eine verbindliche Quote. So muss zum Beispiel der Damenwelt deutlich gemacht werden, dass nicht der Anteil der Frauen in der Politik forciert werden muss. Viel effektiver wäre, wenn schon vorher x Prozent der Frauen verpflichtet werden, in die Politik zu gehen. So wie auch eine Quote für die 2. Bundesliga her muss. Mit Fürth ist Franken in dieser Spielklasse schon würdig vertreten. Also muss ein Drittligist aus Altbayern aufsteigen, um die innerbayerische Ausgewogenheit zu gewährleisten. Welche Quote würde die EU weiterbringen? Wenn zum Beispiel nur noch maximal fünf Länder auf die gemeinsamen Regeln pfeifen. Wer genau sich auf Kosten der anderen ein bisschen Halligalli gönnt, könnte das Los entscheiden. Das würde zähe Diskussionen vermeiden. Vor allem, wenn der Joker in einem gewissen Turnus vergeben wird. Wenn jedes EU-Land so eine temporäre Ferienfreizeit in Aussicht hätte, hätte Resignation keine Chance. Und bei jeder Weitergabe des Jokers singt Jürgen Drews oder DJ Ötzi die Europahymne. Wen es dann immer noch nicht schüttelt, kann kein Herz für Europa haben.

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