18.07.2019 17:16
EU ist, wenn die Spitzenkandidaten keine Chance auf das Spitzenamt haben
Kolumne im Donaukurier vom 19. Juli 2019

Oberflächlich betrachtet mag der politische Betrieb in Deutschland und in der EU als Chaos daherkommen. Aus dem Nichts tauchen Namen auf, die niemand auf der Rechnung hatte. Doch bei genauerer Betrachtung ist eine transparente Methodik zu erkennen. Frau Kramp-Karrenbauer zum Beispiel hatte einen Posten im Bundeskabinett ausgeschlossen. Jetzt kriegt sie ein sogenanntes Schlüsselressort. Bei den Europawahlen wurden diverse Spitzenkandidaten vorgestellt. Keiner von denen hatte je eine Chance auf das Spitzenamt. Es muss also einfach nur das Vorzeichen der Information geändert werden - schon wird klar, wie es kommen wird. Nicht das Naheliegende denken, sondern das Gegenteil davon. Denn sonst hätte jemand mit dem Namen Karrenbauer ja wohl eher ins Verkehrsministerium wechseln müssen. Und drum muss sich die neue Verteidigungsministerin jetzt nicht in Knarrenbauer umbenennen. Geschweige denn in Knarrenbauerin.
Überhaupt ist es an der Zeit, das Thema Gleichberechtigung noch aktiver anzugehen. Merkels Ziel, jeden zweiten Posten mit einer Frau zu besetzen, greift zu kurz und sorgt für Irritationen zwischen den Geschlechtern. Weil dann immer die Frage im Raum steht, welcher Posten für welches Geschlecht geeigneter ist. Besser wäre es, abwechselnd jeweils nur Männer und Frauen zur Wahl zu stellen. Ein Kabinett rein aus Frauen, nach der nächsten Wahl dann rein aus Männern. Auf diese Weise könnte auch statistisch errechnet werden, welche Variante sich als die sinnvollere erweist. Von der Leyen die Misere der Bundeswehr alleine in die Pumps schieben zu wollen, ist höchst unfair. Immerhin haben auch grandiose Vorgänger wie de Maizière oder von Guttenberg viel dazu beigetragen, die Bundeswehr zu einer Mischung aus Pfadfindertrupp und Juxcombo umzugestalten. Sollte aus dem neuen Modus zu erkennen sein, welche Ministerien unter welcher Geschlechterkonstellation sich wie entwickeln, kann auch das Volk nicht mehr enttäuscht reagieren. Unter den jetzigen Bedingungen aber wird ärgerlicherweise vieles auf Geschlechterkämpfe zurückgeführt. Angela Merkel muss ja auch schon seit Jahren mit dem Vorwurf leben, sie würde alle fähigen Männer um sie herum des Raumes, des Landes und des Postens verweisen. Und deshalb seien jetzt lauter unfähige Männer im Kabinett. Was der Grund dafür sein könnte, dass Merkel jetzt rein aus statistischen Gründen auf unfähige Frauen setzen muss. Alles andere wäre ein Affront gegen die Gleichberechtigung.

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