31.03.2016
England: Ein Königreich fühlt sich unwohl
Kolumne im Donaukurier vom 26. März 2016
Deutschland gegen England. Ein wahrer Klassiker. Und doch geht es diesmal gar nicht so sehr um das Spiel an sich, sondern eher um das Drumherum. Der deutsche Kapitän Schweinsteiger ist beispielsweise nicht dabei. Weil er außer Gefecht ist. Schon gibt es Verschwörungstheorien. Weil er Schweinsteiger doch sein Geld bei Manchester United verdient. Wurde er kaputt getreten, damit er nicht gegen England spielen kann? Andererseits soll es Engländer geben, die meinen, der FC Bayern habe ihn nur verkauft, weil er im Prinzip eh chronisch angeschlagen ist. Ganz nach dem Motto: Wenn er schon nicht spielt, dann lieber in England, um die Bayern-Portokasse zu entlasten.

Ähnliche Gedanken ranken sich um Mario Götze. Beim FC Bayern wird das angeblich nichts mehr mit ihm. Aber verdienen tut er allein mehr als bei so manch anderem Bundesligisten alle Spieler zusammen. Wobei Götze glaubhaft versichert, gerne spielen zu wollen. Und der Trainer Guardiola ihm auch durchaus glaubt. Nur um Götze dann doch nicht spielen zu lassen. Kein Wunder, dass der FC Bayern hinter den Kulissen daran arbeitet, Götze zu verkaufen. An den DFB. Bei Bundestrainer Löw hat Götze so was wie eine Spielgarantie. Beim FC Bayern gibt es so etwas nicht, weil die Münchner bekanntlich mindestens zwei Klassen besser spielen als die DFB-Elf, sofern nicht grad elf Bayern-Spieler auflaufen. Auf der anderen Seite zeigt das Beispiel Schweinsteiger, dass der Rekordmeister gerne mal Ausgemusterte nach England abschiebt.  
Warum nicht auch Götze? Wenn schon sein Lieblingstrainer Klopp auch schon auf der Insel ist und sich mit Liverpool abmüht. Denn der englische Fußball hat ein entscheidendes Problem: Zu viel Geld, zu wenige gute Spieler. Während Götze ein guter Spieler ist, der viel Geld gerne nimmt. In München lässt man ihn das Geld aber nicht verdienen, sondern nur kassieren. Da spricht es für seinen Charakter, dass er sich nicht wohlfühlt.

Das erinnert ein bisschen an die derzeitige Lage Englands. Irgendwie fühlt sich das Königreich nicht wohl in Europa. Ähnlich wie Pep ist nämlich auch Merkel nicht scharf darauf, Rücksicht auf Einzelschicksale zu nehmen. Nur dass Englands Premier Cameron mit dem Brexit drohen kann. Während ein Abschied Götzes eher Erleichterung in München auslösen würde. Vielleicht ist das die Erklärung, warum Bayern eine gute Rolle in der Champions League spielt. Und Deutschland eher eine schräge Rolle in Europa.
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